Wie viel Beschäftigung braucht mein Hund?
Die Frage wie viel Beschäftigung ein Hund braucht, können wir natürlich nicht pauschal beantworten. Jede Altersgruppe, jede Rasse und jeder Hund ist individuell und hat eigene Bedürfnisse. Doch was ist zu viel Beschäftigung, was ist zu wenig und wo liegt die goldene Mitte? Bei großen, schweren sowie kleinen Hunden empfiehlt es sich zum Beispiel mehrere Runden am Tag spazieren zu gehen, dafür aber kleinere (ca. 30 Minuten). Weitere Beschäftigungen und Denkspiele kommen natürlich noch hinzu. Im Endeffekt weiß jeder Besitzer aber, was das Beste für sein Tier ist – ganz sicher. Dennoch sei gesagt: einen Hund artgerecht auszulasten funktioniert nicht nur in der Natur oder auf dem Trainingsplatz. Zwar sollte der Wohnbereich grundsätzlich als Ruhezone gelten, dennoch darf sich das Zuhause an trüben Tagen und während des Lockdowns auch mal in ein Spielgebiet verwandeln. Mit diesen Ideen kommt während der dunklen Jahreszeit keine Langeweile auf.
Unsere Beschäftigungstipps für Hunde
1. Die Keksrolle zur Nasenakrobatik
Bei dieser Übung soll der Hund Leckerlis in einem Handtuch suchen. Das leicht umsetzbare Schnüffelspiel kann unterschiedlich schwer gestaltet werden.
Variante 1: Man legt in ein mittelgroßes Frotteetuch ein paar Leckerlis und knüllt oder faltet das Tuch zusammen. Dann wird der Vierbeiner mit der Aufforderung „Such“ losgeschickt. Kennt Dein Hund die Bedeutung des Wortes „Such“ noch nicht, mach ihn auf das Tuch aufmerksam, indem Du es mit Deiner Hand berührst. Jetzt darf Dein Vierbeiner die versteckten Snacks erschnüffeln und verspeisen.
Variante 2: Diese Spielweise eignet sich für fortgeschrittene oder zappelige Hunde. Dabei wird gelernt, dass abwarten und Ruhe bewahren sich lohnen kann. Breite das Handtuch vor dir aus und wickel ein Futterstück nach dem anderen (z. B. fünf Leckerlis) darin ein. So entsteht eine Keksrolle. Halte die Keksrolle fest, damit sie sich nicht von alleine aufwickelt, und leg die Rolle vor Deinen Hund. Jetzt wickel diese so weit auf, dass der erste Snack sichtbar wird und animiere Deinen Vierbeiner, die Rolle mit der Nase weiter anzustupsen, um an die nächsten Leckerlis zu gelangen. Ist Dein Hund ungeduldig und setzt auch die Vorderpfoten ein? Dann probiere:
Variante 3: Lege den Hund vor der Keksrolle ins „Platz“ und ermuntere ihn, kriechend und mit der Nase stupsend eine Belohnung nach der anderen auszuwickeln und zu genießen.
2. Die Korkenkiste für das Geruchstraining
Diese Übung erfordert eine hohe Konzentration. Dein Vierbeiner soll durch Nasenarbeit unterschiedliche Geruchspartikel filtern und seine Beute heraussuchen.
Variante 1: Nimm einen alten Schuhkarton und befülle diesen randvoll mit sauberen, trockenen Korken. Dazwischen versteckst Du ca. fünf Leckerlis und gibst Deinem Hund die Aufforderung „Such“.
Variante 2: Schneide die Seiten eines Umzugskartons so ab, dass Dein Vierbeiner ein- und aussteigen kann und bedecke nur den Boden der Kiste mit Korken. Jetzt kann der Hund stehend darin nach Leckerlis suchen. Achtung: Führe dieses Spiel nur durch, wenn Dein Vierbeiner nicht unkontrolliert kleine Gegenstände (wie z. B. Korken) frisst! Alternativ kannst Du auch alte Zeitungen in mittelgroße Stücke reißen.
3. Die Spielzeughöhle als Mutprobe für Deinen Hund
Diese Übung stärkt das Selbstvertrauen Deines Vierbeiners. So funktioniert´s: Schick Deinen Hund aus dem Raum. Dann lege eine größere Pappkiste oder einen Umzugskarton auf die Seite und verstecken in der hinteren Ecke das Lieblingsspielzeug Deines Vierbeiners. Jetzt darf Dein Hund den Raum betreten und wird dazu aufgefordert, sein Spielzeug zu suchen und zu bringen.
Variante 1: Für ängstliche Vierbeiner kann das Spielzeug zunächst auch auf oder hinter dem Karton liegen.
Variante 2: Hänge zum Beispiel den Esstisch mit einer Wolldecke ab. Anschließend versteckst Du vor den Augen Deines Hundes eine Belohnung in der Höhle und schickst Deinen Vierbeiner auf Expedition. Achtung: Pass auf, dass der Karton oder die Decke nicht über Deinen Hund fällt und ihn erschreckt.
4. Die Uhrrunde für mehr Wendigkeit
Diese Übung fördert die Beweglichkeit Deines Vierbeiners. Den Trick „Herum“ kann man sehr gut auch im Haus trainieren. Lass Deinen Hund unterschiedliche, standfeste Gegenstände umrunden. Platziere zum Beispiel einen Stuhl vor Dir und Deinen Vierbeiner (dieser sollte links neben dir sitzen). Stell Dir eine Uhr vor – Du stehst auf der 6. Jetzt zeigst Du mit Deinem ausgestreckten rechten Arm langsam im Uhrzeigersinn von 7 auf 5 Uhr um den Gegenstand und forderst Deinen Hund mit „Herum“ auf, der Bewegung zu folgen – Du kannst anfangs auch ein Leckerli in der Hand halten. Nach der erfolgreichen Umrundung gibt es die Belohnung. Einige Wiederholungen später kann Dein Vierbeiner alleine die Uhrrunde laufen und Du kannst den Trick an unterschiedlichen Gegenständen oder auch mehrfach hintereinander abrufen.
5. Der Flaschenslalom als Geschicklichkeits-Training
Bei dieser Übung kann Dein Hund seine Körperbeherrschung beweisen. Zur Vorbereitung füllst Du ca. fünf Plastik-Pfandflaschen mit Sand und verschließt die Deckel. Dann stellst Du die Flaschen im Abstand von jeweils einem halben Meter in einer Reihe hintereinander auf. Jetzt setzt Du deinen Vierbeiner links von der ersten Flasche ab und zeigst ihm mit der rechten Hand den Weg um die erste Hürde. Folgt der Hund Dir, gibt es eine Belohnung und es geht weiter durch den Parcours. Nach einigen Versuchen wird Dein Vierbeiner bei der Aufforderung „Slalom“ selbstständig die Choreographie meistern.
Jana Rätke
Jana Rätke ist zertifizierte Hundetrainerin. Mit „Der Lieblingshund“ bietet sie in Niedersachsen individuelles Training für Mensch und Hund an. Besonders liegen ihr das Verstehen der Körpersprache sowie das artgerechte Beschäftigen der Vierbeiner am Herzen. Außerdem arbeitet sie als freiberufliche Autorin. Ihr aktuelles Buch „Abenteuer Welpe“ ist im Kynos Verlag erschienen.
WEITERE INFOS
www.der-lieblingshund.de