Ein großes Herz
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Der Australian Terrier

Ein kleiner Kerl mit großem Potenzial. Diese ganz besondere und noch nicht so bekannte Rasse trägt alle Eigenschaften der australischen Landsleute in sich – ein großes Herz, Freundlichkeit, Geselligkeit: der Australian Terrier.

Der Australian Terrier wurde, wie sein Name bereits vermuten lässt, in Australien gezüchtet. Britische Siedler sollen in der Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedene Terrier mit auf den Kontinent gebracht haben. Die Rasse wurde zwar aus britischen Vorfahren heraus gezüchtet, aber die Entstehungsgeschichte hat den Ursprung in Australien. Da sein Erscheinungsbild auf den ersten Blick Ähnlichkeiten mit dem Yorkshire Terrier und dem Cairn Terrier aufweist, wurden diese Terrier und andere (der Klub für Terrier erwähnt in der Entstehungsgeschichte noch den Broken Coated Terrier, Skye Terrier und den schottischen Terrier sowie den Dandie Dinmont Terrier) wahrscheinlich mit dem einheimischen Sydney Silky gekreuzt. Der Australian Terrier wurde bereits 1880 in Melbourne auf einer Hundeshow ausgestellt, jedoch begann die Rassezucht erst 1921 nach Gründung des Australian Terrier Clubs, der auch den Zuchtstandard aufstellte. Nach Deutschland kam der australische Terrier erst Anfang der 1970er-Jahre, und obwohl er so ein angenehmes Wesen hat, gehört er heute immer noch zu den weniger bekannten Rassen. Im Zuchtbuch des KfT (Klub für Terrier) sind nur knapp 1800 Tiere eingetragen, daher gilt er noch als „Geheimtipp“ unter den Rassehunden.

Sein Erscheinungsbild

Der Terrier mit australischen Wurzeln ist ein kräftiger, niedrig stehender Hund mit Stehohren. Im Verhältnis zu seiner Schulterhöhe wirkt er ziemlich lang. Von Natur aus trägt er ein harsches Haarkleid mit deutlicher Krause rund um seinen Hals und am Brustbein. Dies schützt den Hund gut vor Hitze und Kälte und vor Verletzungen im rauen australischen Buschland. Und es unterstreicht sein kühnes Erscheinungsbild, es ist nicht „nur“ ein kleiner Hund, sondern eben ein echter Terrier. Sein Gangbild ist federnd, und man sieht ihm seine Energie förmlich beim Laufen an. Seine dunkelbraunen Augen sind oval und verleihen dem „Aussie“ neben seinem schwarzen Nasenschwamm ein charmantes Aussehen. Sein Fell besteht aus harschem, glattem und dichtem Deckhaar. Es kann eine Länge von bis zu 6 cm haben. Die kurze Unterwolle ist von weicher Textur. Das Fell benötigt keinen großen Pflegeaufwand. Am Fang und am unteren Teil der Läufe und Pfoten soll das Haar eher kurz sein. Es gibt zwei Farbvarianten: einmal sandfarben oder rot ohne dunkle Schattierungen; die andere Variante ist ein Blau, Stahlblau oder Dunkelgraublau mit sattem Loh (nicht Sandfarbe) an Kopf, Pfoten, Vorgesicht und an den Ohren. Der Schopf soll blau, silbern oder die Farbe des Kopfhaares in hellerer Schattierung tragen. In jeder Farbvariante sind weiße Abzeichen nicht erwünscht.

Charmeur auf vier Pfötchen

Der Terrier im kleinen Format ist in seinem Kopf aber ein ganz großer, denn er ist ein zäher und robuster Hund, der für besondere Aufgaben und Herausforderungen in einem rauen Land gezüchtet wurde. Wie alle Terrier trägt diese Rasse die „Terrier-Gene“ in sich und ist ein aktiver, fröhlicher und selbstbewusster Hund mit leichtem Draufgänger-Potenzial und Schutzinstinkt. Er ist wachsam, aber kein Dauerkläffer, und im Haus zeigt sich sein angenehmes Wesen. Er gilt als intelligent, mit großer Ausdauer und ist leicht erziehbar. Dennoch ist eine liebevolle und konsequente Erziehung des Terriers im Kleinformat sehr wichtig. Anders als einige andere Terrier ist er selten streitsüchtig gegenüber anderen Hunden und gilt als sehr soziales und friedfertiges Wesen. Als Familienhunde wollen die Vierbeiner gern überall dabei sein, und sie gelten als besonders kinderfreundlich. Der Australian Terrier ist sehr anpassungsfähig, und man kann ihn beinah überall halten. Er muss unbedingt als Hund mit besonderem Charakter akzeptiert und auch entsprechend gehalten werden, denn er ist definitiv kein Kuscheltierersatz. Der Australier ist einerseits sehr anhänglich und liebt kurze Schmuseeinheiten, aber Bewegung ist ihm wichtiger.

Klein aber mit großem Potenzial

Der wachsame Australier wurde in seinem Heimatland ursprünglich speziell zur Ratten- und Schlangenjagd gezüchtet und war für die Minenbesitzer und Farmer ein wertvoller Arbeitshund. So manches Leben hat dieser mutige Hund gerettet unter Einsatz seines eigenen, wenn er vor der Arbeit unter Tage in die Minen geschickt wurde, um Giftschlangen den Garaus zu machen. Aus Dankbarkeit gaben sie ihm als Kosenamen ihren eigenen – nämlich „Aussie“. Die Verwendung spiegelt seine Unerschrockenheit, seinen Mut und seine Leistungsfähigkeit wider. Der Australian Terrier ist als einer der kleineren Terrier aber kein Schoßhündchen, sondern ein Gebrauchshund, der als Helfer, Begleiter und Jagdprofi in unwegsamem Gelände gezüchtet wurde. Sein Jagdtrieb ist nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen Jagdhunden. Sein Hütetrieb ist meist stärker, daher ist er, wenn er gut erzogen ist, auch abrufbar. Niemals sollte aber außer Acht gelassen werden, dass dieser ursprüngliche Hund im Einsatz bei der Schlangenjagd mutig und entschlossen zupackt und seine Beute schnell tötet. Der kleine Hund trägt ein großes Potenzial in sich. Diese Hunde wurden sogar in Gruppen zum Hüten von Schafherden eingesetzt, wobei sie über die Rücken der Schafe laufend und springend auf die andere Seite der riesigen Herde gelangten. Nur Hunde mit enormer Körperbeherrschung haben überlebt. Im Laufe der Jahre erfuhr diese Rasse auch eine wachsende Beliebtheit als Begleithund, und so entwickelten sich die Zuchtlinien vom robusten Jagdhund zum liebevollen Familienbegleiter.

Ein Hund voller Tatendrang

Besonders im ersten Lebensjahr fordern die Hunde ihre Besitzer manchmal ganz schön heraus. Aufgrund seiner Intelligenz, seiner schnellen Lernfähigkeit und Bewegungsfreude ist der Hund sehr gut für gemeinsame sportliche Aktivitäten wie zum Beispiel Agility, Dogdance, Ziel-Objekt-Suche und Flyball geeignet; hier kommt ihm auch seine Bereitschaft, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, der sogenannte „will to please“, sehr zupass. Wie bei allen Terriern sollte allerdings vor allem das Spiel mit dem Ball immer gut dosiert werden, damit der Kleine nicht zum Balljunkie mutiert, denn Terrier finden selten ein Ende. Eigentlich ist der Australier für alles zu begeistern, was mit Bewegung, Spiel und Spaß zu tun hat. Er ist ein geselliger und anhänglicher Begleithund beim Wandern, Joggen und auch beim Spaziergang in der Stadt – Hauptsache, er darf bei seiner Familie sein.

Rasse-Merkmale

Klassifikation FCI: Ursprungsland Australien, Standard Nr. 8, Gruppe 3 Terrier, Sektion 2 Niederläufige Terrier (ohne Arbeitsprüfung)
Widerristhöhe: Rüden ca. 25 cm, Hündinnen etwas kleiner
Gewicht: Rüden ca. 6,5 kg, Hündinnen etwas leichter


 

INTERVIEW mit Iris Coppée

„Ich möchte mit meinen Zuchtbemühungen diese instinktsichere Hunderasse in ihrer Ursprünglichkeit und Robustheit erhalten.“

Iris Coppée liebt Hunde, nicht nur privat, sondern auch beruflich. Sie trimmt und frisiert sie. Bereits vor zwölf Jahren hat sie sich für den Australian Terrier als Zweitrasse entschieden, da ihre Dackelhündin aus Altersgründen nicht mehr an ihrer Seite war. Ein neuer Kleinhund sollte einziehen, der mit ihren Deerhounds harmoniert. So war es Zufall, dass sie einen Australian Terrier kennen- und lieben lernen konnte, denn es war niemals geplant, sich einen Terrier anzuschaffen. Seit nunmehr zehn Jahren züchtet sie diese Hunde unter dem Zwingernamen „von den Grauen Anfurten“ und konnte jede Menge Erfolge im In- und Ausland verzeichnen. FRITZ&ANNA-Autorin Sabina Pilguj sprach mit ihr.

Was hat Sie motiviert, diese seltene Rasse zu züchten?
Iris Coppée: Es sind wundervolle Anfängerhunde mit einem tollen Charakter, der dem idealen Begleithund ganz nahe kommt. Von Anfang an hat mich ihr attraktives, aber noch nicht uniformes Aussehen fasziniert.

Was liegt Ihnen mit Ihrer Zucht bzw. in der Aufzucht der Welpen besonders am Herzen?
Ich möchte einen Beitrag leisten, mit meinen Zuchtbemühungen diese instinktsichere Hunderasse in ihrer Ursprünglichkeit und Robustheit zu erhalten. In unserer immer hektischer werdenden Welt brauchen wir leicht erziehbare und anpassungsfähige Begleithunde für ein harmonisches Zusammenleben. Die Hunde sollen uns Freude bereiten und uns glücklich machen. Deshalb lernen meine Welpen mindesten zwölf Wochen lang im Familienverband soziales Verhalten und eine Gelassenheit in allen Lebenslagen. Dabei werde ich besonders wirkungsvoll unterstützt durch meine alten in „Kindererziehung“ erfahrenen Zuchthunde, die auch alle bei mir ihren Lebensabend beschließen dürfen.

Sie sind quasi eine „Ur-Barferin“, oder? Barfen Sie Ihre Welpen auch?
Ja, allerdings hieß „barfen“ damals noch Pansen, Fleischabfälle und Knochen füttern, angereichert mit altem Brot und Gemüseabfällen. Natürlich barfe ich auch meine Welpen von Anfang an. Alles andere würde für mich keinen Sinn machen. Zumal heutzutage zwar alles teurer geworden, es aber wesentlich leichter ist, an abwechslungsreiche und vollwertige Nahrung zu kommen wie beispielsweise durch Futterversand der Firma Tackenberg. Auch der Aufwand hat sich dadurch erheblich vereinfacht und ist somit auch für alle Welpenkäufer möglich.

Worauf muss man achten, wenn man sich einen Welpen anschaffen möchte?
Wer sich einen Welpen anschafft, muss sich darüber im Klaren sein, dass man 15 Jahre lang viel Zeit, Geld und Aufmerksamkeit investieren muss, um einen Freund fürs Leben zu haben.
Gesunde, kräftige und aufgeschlossene Welpen sollten nur beim Züchter erworben werden. Jeder seriöse Züchter wird den Interessenten ausführlich über die Rasse beraten und dem zukünftigen Käufer sicherlich viele – unbequeme – Fragen stellen. So ist es jedenfalls bei mir. Es ist heutzutage ein NO-GO, sich einen Welpen im Internet, aus dem Kofferraum oder sonst wo aus dubiosen Quellen ohne elektrischen Transponder als Herkunfts- und Abstammungsnachweis zu besorgen. Mit vorgetäuschter Unwissenheit trägt man dazu bei, das Elend der Elterntiere in Massenzuchtbetrieben aufrechtzuerhalten.

Hat der „Australian Terrier“ einen Terrier-Dickkopf?
Ja! Und nein! Der „Aussie“ ist ein Terrier mit all seinen guten Eigenschaften wie Robustheit, Lebensfreude, Tatendrang, Temperament und Intelligenz – aber eine „Lightversion“, was Sturheit, Eigenständigkeit, Opportunismus und „will to kill“ betrifft. Sein „will to please“ ist stärker als bei den meisten Terriern, und untereinander sind sie erstaunlich sozial. Das heißt aber nicht, dass der Aussie ein „Wattjen“ (Wattebäuschchen) ist. Wenn es drauf ankommt, steht er „seinen Mann“, darum ist eine gute Erziehung und Sozialisierung wichtig, damit sein Temperament in die richtigen Bahnen gelenkt wird.

Ein kleiner Hund wird immer leicht verniedlicht, und die Erziehung ist eher von Laxheit geprägt. Wie sollte dieser kleine Terrier erzogen werden, damit im Alltag alles harmonisch läuft?
Der Aussie soll und muss erzogen werden vom ersten Moment an. Aber mit Konsequenz, Geduld, Verständnis und einer Tüte Leckerchen erreicht man bei ihm erstaunliche Dinge.

Bei Ihnen zu Hause leben zurzeit noch ein Deerhound und zehn kleine Terrier – tanzen die Kleineren dem großen Windhund auch schon mal auf der Nase herum?
Ja, immer. Ich hatte vor Jahren mal einen geplanten Deerhound-Wurf und 14 Tage später einen ungeplanten Aussie-Wurf. Schon nach wenigen Wochen war klar, dass wir uns um die Zwerge, die in kürzester Zeit die Windhunde in ihrer mentalen und körperlichen Entwicklung überflügelt hatten, keine Sorgen machen brauchten.

Verraten Sie uns drei besondere charakterliche Eigenschaften Ihrer Hunde, die den Australian Terrier so besonders machen?
Ihre Anhänglichkeit: Wenn Sie Ihren Aussie suchen, schauen Sie erst mal direkt hinter sich. Ihre Instinktsicherheit: Beim Australian Terrier funktioniert noch alles von alleine, so wie Mutter Natur es vorgesehen hat. Fortpflanzung, Geburt, Welpenaufzucht, Bewegung und Futtersuche. (Letzteres ist ein dunkelschwarzes Kapitel dieser Rasse; die „Beschaffungskriminalität“ ist sprichwörtlich.) Ihr Humor: Der Aussie ist genau genommen ein lustiger Cocktail aus verschiedenen Terrierrassen. Aber das Zwinkern in den Augen ist nur von ihm. Das macht ihn ja auch zu einem idealen Kinderhund.

TEXT & INTERVIEW Sabina Pilguj // FOTOS Simone Sander „Sikisaki“

WEITERE INFOS
www.von-den-grauen-anfurten.nl

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