Bereits vor hunderten Jahren traf man PON-ähnliche Hütehunde in osteuropäischen Ländern bis hinauf nach Asien. Vermutet werden u. a. Einschläge von Tibet-Terrier oder Lhasa Apso. Erste schriftliche Belege über die Vorfahren des heutigen PON führen ins 16. Jahrhundert, als ein polnisches Handelsschiff nach Schottland reiste, um Getreide gegen Schafe zu tauschen. Der Kaufmann Kazimir Grabski soll einige mittelgroße, langhaarige Hunde an Bord gehabt haben, um diese beim Verladen der Schafe in Schottland einzusetzen.
Die geschickte Arbeitsweise der polnischen Hütehunde gefiel einem britischen Schäfer so gut, dass er den Eigner zum Tausch von einem Schafbock und einem Muttertier gegen zwei Hündinnen und einen Rüden überredete. Forscher vermuten in diesem Handel u. a. auch die Stammtiere der späteren Rassen Bobtail und Bearded Collie. Forscher vermuten in dem historischen Handel u. a. auch die Stammtiere der späteren Rassen Bobtail und Bearded Collie, was bei der Ähnlichkeit dieser Hunde Sinn ergibt.
Der Polski Owczarek Nizinny mutiert vom Arbeitstier zum Rassehund
Bis mit Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Polen das Interesse an reinrassigen Hunden stieg, wurden die Vorfahren des Polski Owczarek Nizinny von einheimischen Bauern und Schäfern gezogen. Schon damals achtete man beim Nachwuchs auf Fähigkeiten wie Mut, Selbstständigkeit, Intelligenz und Aufmerksamkeit – die Optik spielte eine untergeordnete Rolle. Auf Nutzvieh-Ausstellungen traten die beliebten Hütehunde vermehrt in Erscheinung und begeisterten u. a. durch ihre Arbeitsfreude, ihre Gesundheit sowie ihr wetterunabhängiges Fell.
Nach dem Ende des ersten Weltkrieges begann man sich in Polen der Zucht dieser Hunde zu widmen, bis der zweite Weltkrieg die meisten Unterlagen darüber sowie den Bestand der bisherigen Zuchttiere vernichtete. Es gab jedoch einige Dorfhunde, die aus zufälligen Kreuzungen – z. B. von den inzwischen ausgestorbenen pommerschen Hütehunden und den ehemaligen PON-Zuchttieren – entstanden waren. Eine jahrzehntelange Auslese und Suche führte zurück in Richtung des Polski Owczarek Nizinny. Hauptverantwortlich dafür war u. a. die sogenannte „Mutter des PON“, Tierärztin Danuta Hryniewicz. Aus ihrem Kennel „z Kordegardy“ stammt der Ur-PON Smok z Kordegardy, nach dem 1959 der erste offizielle Rassestandard formuliert wurde. Smok deckte unterschiedliche Hündinnen, und später im Rahmen einer wohlüberlegten Inzestzucht auch seine Töchter und Nichten – mit erstaunlicher Zuchtqualität. 1963 wurde der PON als Rassehund von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannt.
Ein ursprünglicher und vielseitiger Begleiter
1969 sorgte Gertrud Gartenschläger mit ihrer Zuchtstätte „vom PON-Garten“ für den ersten Nachwuchs in der damaligen DDR. In die Bundesrepublik gelangte der Niederungshütehund 1972. Jörg Haufschild reiste nach Polen und durfte im Tausch gegen zwei Dackel den Rüden Limbo Urania mit nach Deutschland nehmen. Kurz darauf gründete Haufschild mit einigen Gleichgesinnten den Allgemeinen Klub für Polnische Hunderassen (APH).
Der heutige Polski Owczarek Nizinny hat noch viel von seiner Ursprünglichkeit behalten. Unter dem dichten, langen Deckhaar und der weichen Unterwolle verbirgt sich ein mittelgroßer, ebenso muskulöser wie wendiger Körper. Das Fell ist in allen Farben erlaubt, und schützt den PON bei widrigen Wetterverhältnissen. Besonders pflegeintensiv ist das Haarkleid nicht, wenngleich regelmäßiges Bürsten dazugehört.
Ihren Gebrauchshunde-Genen entsprechend möchten die leistungsfähigen Vierbeiner beschäftigt werden. Durch ihre gute Auffassungsgabe und Geschicklichkeit sind PONs z. B. begeisterte Agility-Partner. Die polnischen Allround-Talente sind charakterstark, testen gerne ihre Grenzen und benötigen eine liebevoll-konsequente Erziehung. Dabei ist der PON als Familien- ebenso wie als Hütehund in seinem Element. Er hat seine Umgebung stets im Blick und möchte möglichst immer dabei sein. Der Hüteinstinkt lässt den PON stets in der Nähe bleiben – jagen oder streunen ist für ihn nicht interessant. Er ist stark auf seine Menschen geprägt und Fremden gegenüber eher zurückhaltend. Für Stubenhocker und Reinheitsfanatiker ist der Polski Owczarek Nizinny nicht geeignet. Für unternehmungslustige, naturverbundene Menschen jedoch der perfekte Begleiter!
Rassemerkmale
FCI-Klassifikation: 251, Ursprungsland Polen, Verwendung Hüte-, Wach- und Begleithund, Gruppe 1 Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde), Sektion 1 Schäferhunde
Ohne Arbeitsprüfung
Widerristhöhe: Rüden 45-50 cm, Hündinnen 42-47 cm
Gewicht: ca. 15-22 kg
INTERVIEW – Sylvia Johannsen
Charismatische Charakterköpfe
Sylvia Johannsen lebt in Schleswig-Holstein und ist die Rudelchefin „von der Zottelbande“. Seit zehn
Jahren widmet sie sich unter diesem Zwingernamen der Hütehundrasse Polski Owczarek Nizinny,
kurz PON. Was die wuscheligen Allrounder besonders macht, verrät die Züchterin im Interview.
Was begeistert Sie am PON?
Sylvia Johannsen: Nach unserem Mischlingsrüden Sammy beschäftigten wir uns mit den unterschiedlichsten Rassen, landeten schnell beim Hütehund und verliebten uns unwiderruflich in den zotteligen PON! Als polnischer Vertreter alter Hütehundrassen, wie es sie in fast allen Ländern gibt, ist der „Polnische Niederungshütehund“, so die wörtliche Übersetzung des schwierigen Namens, noch besonders ursprünglich und widerstandsfähig. Als mittelgroßer Hund mit enger Bindung an seine Menschen passt der PON hervorragend in unser Leben. Er ist schlau und eigenständig. Außerdem hat diese Rasse durch ihr langes Fell ein sehr ansprechendes Äußeres, das uns jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Welche Hunde gehören zur „Zottelbande“?
Unser Drei-Mädel-Rudel besteht aus Quarlotta, 12,5 Jahre alt und eine arbeitseifrige Sportskanone. Sie ist unser erster PON, kommt „von den zärtlichen Chaoten“ aus Lübeck und hat unser Zuchtfieber entfacht. Um den Genpool dieser Hunde in Deutschland zu erweitern, nahmen wir vor fast sieben Jahren Wolga (Bratsiostra Pon Wolga) aus einer schwedischen Zuchtstätte in unser Rudel auf. Hier zeigt sich, wie unterschiedlich PONs sein können: eher zurückhaltend, häuslich und unendlich kuschelig ergänzt Wolga unsere Familie perfekt. Dann haben wir es gewagt und sind quer durch Polen bis in den äußersten Osten gefahren, um unsere Mia (Altana Rawipon), inzwischen fünf Jahre alt, zu holen. Mia ist immer ganz weit vorne dabei, besticht durch ihren Charme und zeigt den typischen Beschützer- und Hüteinstinkt.
Was ist Ihnen bei der Zucht besonders wichtig?
Wir wollen einen Teil dazu beitragen, diese Rasse mit ihrer kleinen Zuchtbasis gesund und munter zu erhalten. Allgemein achten wir besonders auf die optimale Gesundheit der Zuchtpartner sowie einen einwandfreien Charakter der Hunde. Unseren ersten Wurf gab es 2008 – wir feiern aktuell 10-jähriges Jubiläum! Während dieser Zeit hatten wir mit unseren drei Hündinnen acht Würfe mit insgesamt 41 Welpen. Wir haben ganz bewusst unterschiedliche Rüden aus dem Ausland eingesetzt. In Deutschland leben wir so zentral, dass man das europäische Zuchtgeschehen wunderbar erreichen und mit einem Kurzurlaub verbinden kann.
Für welche Menschen sind PONs geeignet?
Der Polski Owczarek Nizinny braucht einen souveränen Hundeführer an seiner Seite, der ihn mit Ruhe und Gelassenheit durch den Alltag lenkt. Klare Ansagen, klare Aufgaben und seine Menschen um sich herum, dann ist der Hund zufrieden. Generell sind Hütehunde sehr anpassungsfähig: ob Stadt oder Land, Büro oder Bauernhof – der PON findet seinen Platz in jeder Umgebung und macht alles mit. Diese Vierbeiner sind u. a. erfolgreich als Rettungs-, Therapie- und Besuchshunde sowie beim Obedience im Einsatz. Wie bei allen Hunden muss auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beschäftigung und Ruhephasen geachtet werden, dann kann der PON sich sein lebendiges und gleichzeitig ausgeglichenes Wesen bewahren.
Gibt es besondere gesundheitliche Aspekte?
Alle unsere Zuchthunde im APH (Allgemeiner Klub für Polnische Hunderassen) werden auf Herzgesundheit und HD untersucht. Außerdem ist ein umfangreicher Wesenstest zu absolvieren. Durch diese Maßnahmen ist es gelungen, die Rasse vor gesundheitlichen Belastungen zu schützen sowie wesensfeste Hunde zu züchten. Durch seine mittlere Körpergröße und keine Übertypisierungen darf der PON als ausgesprochen langlebig und gesund bezeichnet werden. Man muss lediglich öfter zu Kamm und Bürste – sowie zum Besen und Staubsauger – greifen. Durch ihre dichte Unterwolle und das lange Deckhaar sind die Hunde bestens für alle Wetterlagen gerüstet und halten sich sehr gern im Freien auf.
Worauf sollte man bei der Ernährung achten?
Wir versuchen unsere Hunde möglichst abwechslungsreich zu ernähren und sind deshalb keine strikten Verfechter von nur einer Fütterungsform. Schon unsere Welpen bekommen nach und nach unterschiedliche Zubereitungen: von hochwertigem Trockenfutter über Frostfleischmischungen bis zu reinen Fleischdosen ist alles dabei. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Hund für seine Gesundheit möglichst naturbelassene Nahrung benötigt. Um unsere Welpenkäufer an das Thema heranzuführen, hat sich besonders das TACKENBERG „BARF-Paket für Welpen“ bewährt: es kommt bequem ins Haus und die Mischungen enthalten alles, was der Welpe zum gesunden Aufwachsen benötigt.
WEITERE INFOS
www.zottelbande.de