Überdurchschnittliche Intelligenz und unermüdlicher Arbeitseifer machen den Border Collie zum perfekten Hütehund und Begleiter. Mehr über die Workaholics unter den Hunden erfahren Sie hier.
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Der Border Collie

Die Bezeichnung „Streber“ ist nicht untertrieben. Mit überdurchschnittlicher Intelligenz und unermüdlichem Arbeitseifer können die Hütehunde sowohl Schafe als auch Menschen an ihre Grenzen bringen.

Mehr als 250 Wörter konnte Border Collie Rico voneinander unterscheiden. Was der Rüde 1999 im Fernsehen zeigte und Gegenstand wissenschaftlicher Studien wurde. Die herausragende Leistung britischer Schäferhunde wurde bereits 1576 dokumentiert – durch John Caius, den Leibarzt von Königin Elisabeth I.: „Sobald dieser Hund die Stimme seines Herrn wahrnimmt, bringet er die umher irrenden Schafe an eben jenen Ort, den sein Meister wünscht, so dass der Schäfer mit nur wenig Mühe, ohne Beanspruchung seiner Füße, seine Herde beherrschen und leiten kann …“ Als Stammvater aller heutigen Border Collies gilt Old Hemp (1893-1901). Der schwarz-weiße Rüde hütete die Schafe des Farmers Adam Telfer mit einem außergewöhnlich selbstständigen und ruhigen Arbeitsstil. Aufgrund seiner Fähigkeiten war Hemp als Zuchtrüde so gefragt, dass die Anzahl seiner direkten Nachkommen auf über 200 geschätzt wird. Seine charakterlichen Eigenschaften, der mittelgroße Körperbau und die raue Fellstruktur sind bis heute typisch. Seit 2015 gibt es ein Denkmal für den Ur-Border Collie und seinen Besitzer in deren Heimat Woodhouse (West Woodburn).

„Collie“ bedeutet „nützlicher Gegenstand“

Das ursprüngliche Revier dieser Hunde befindet sich ihrem Namen entsprechend im Border Country, dem Grenzland zwischen England und Schottland. Hier wird die Rasse seit 1906 von der International Sheepdog Society (ISOS) betreut. Einen individuellen Rassestandard hat die Organisation bis heute nicht veröffentlicht. Es zählt die Arbeitsleistung der Hunde, die in einem Register dokumentiert wird. Um ihr ganzes Wesen zu begreifen, muss man Border Collies tatsächlich in Aktion erleben. Was die Arbeitsweise der Vierbeiner besonders macht, ist das sogenannte „Eying“ (dt. anstarren). Bei dieser Technik handelt es sich um das vom Wolf vererbte Fixieren der Beute kurz vor dem Schlag. Das Vieh wird vom Hütehund natürlich nicht erlegt, es reagiert aber instinktiv und weicht aus. Auf diese Weise können Border Collies eine ganze Herde lenken und agieren dabei mit einem starken Blickkontakt („Strong Eye“) und einem geduckten Gang.

Der energiegeladene Border Collie als Familienhund

Border Collie WelpeLange waren die Hütehunde fast ausschließlich für Hirten in Großbritannien, Australien, Kanada, den USA und Neuseeland im Einsatz. Dann kam 1995 „Ein Schweinchen namens Babe“ ins Kino und die robusten Arbeitstiere zogen als Familienhunde ins Wohnzimmer. Manchem Collie ist hier sicherlich die Decke auf den Kopf gefallen. Zum Glück eroberte der Hindernislauf Agility die Hundeszene und entpuppte sich als weitere Paradedisziplin der flinken Vierbeiner. In der Rangliste stehen Border Collies stets auf den vorderen Plätzen. Ihr ausgeprägter Leistungswille kann diese Hunde bis an ihre Grenze bringen. Daher benötigen sie ebenso verantwortungsvolle wie erfahrene Halter, die auf ein gesundes Maß an Auslastung und Entspannung achten. Die sensiblen und anpassungsfähigen Hunde lernen schnell und möchten körperlich und geistig beschäftigt werden. Dabei können Über- als auch Unterforderung zu Fehlverhalten führen.

Als Arbeitstier und Modehund im Fokus

Von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) wurde der Border Collie 1976 anerkannt und wird seit 1978 ins Zuchtbuch des Clubs für Britische Hütehunde eingetragen. Es existieren zwei Fellvarianten: eine mäßig lange und eine stockhaarige. Unterschiedliche Farben sind erlaubt, wobei weiß nie vorherrschen sollte. Es gibt Hunde in Schwarz-weiß, Tricolor, Rot, Blau, Red-merle, Blue-merle, Zobel oder Lilac. Merle x Merle-Verpaarungen sind aufgrund eines hohen Risikos für schwere Erkrankungen wie Taubheit oder Blindheit in Deutschland verboten. Bei Collie-Arten tritt der MDR1-Defekt gehäuft auf, der eine teilweise lebensbedrohliche Überempfindlichkeit gegen bestimmte Arzneimittel hervorrufen kann. Ebenfalls typisch ist die Collie Eye Anomaly (CEA), eine vererbbare Augenerkrankung. Dank moderner medizinischer Untersuchungen und engagierter Züchter werden diese genetischen Handicaps beim Border Collie immer seltener. Ein echter Leistungsträger eben!

Rassemerkmale

FCI-Klassifikation: 297
Ursprung: Großbritannien
Verwendung: Herdengebrauchshund
Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Sektion 1: Schäferhunde
Mit Arbeitsprüfung
Widerristhöhe: Rüden 53 cm, Hündinnen etwas kleiner
Gewicht: Rüden ca. 14–20 kg, Hündinnen ca. 12–19 kg

 

TEXT & INTERVIEW Stefanie Ohl | FOTOS Franziska Engel


 

INTERVIEW mit Züchterin Franziska Engel

Zwischen Power und Standby

Züchterin Franziska EngelIm pfälzischen Kirchheim an der Weinstraße sind Franziska Engel, ihr Mann sowie vier Hündinnen zu Hause. Entgegen typischer Border Collie-Klischees geht es hier ebenso sportlich wie entspannt zu.

Wie funktioniert der Alltag in Ihrem Mehrhundehaushalt?

Bei einem größeren Rudel benötigt man ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der einzelnen Hunde und ihre Beziehung zueinander. Ich behandle den Chef des Rudels seinem Rang entsprechend und festige seine Position, um Konflikte in der Hundegruppe zu vermeiden. Magyar Vizsla-Hündin Anda (12) ist mein erster eigener Hund und die Chefin unseres Rudels. Mit ihr war ich im Agility bis zur Leistungsklasse 3 aktiv, später sind wir ins Mantrailing und Pettrailing eingestiegen. Jamie Lee (9, „Just a Dream Precious Little Angel“) ist eine Border Collie-Hündin aus Belgien. Sie ist die Mutter unseres A- und B-Wurfes, charakterstark und unglaublich schnell. Fussel (3, „Devlynn Z Aeon Flux“) stammt aus meiner eigenen VDH-Zucht. Sie ist sehr intelligent und hat einen enormen will-to-please. Kurzhaar-Hündin Penny (1, „Devlynn Z Billie Jean“) stammt aus unserem B-Wurf. Sie ist ein absolutes Powerpaket – halbe Sachen gibt es bei ihr nicht.

Border Collies gelten als „Workaholics“ …

Ich hatte ursprünglich auch die Befürchtung, dass der Alltag mit dieser Rasse sehr aufwändig ist. Inzwischen weiß ich, dass es auf eine gesunde Mischung aus Aktivität und Ruhe ankommt. Diese Hunde wurden zum Hüten gezüchtet und um auf Abruf zu arbeiten – dazwischen gibt es längere Ruhephasen. Häufig wird angenommen, dass man einen Border Collie gar nicht genug auslasten kann. Bei permanenter Bespaßung, wie zum Beispiel ständigem Ballspielen, passiert es jedoch, dass die Vierbeiner überdrehen, unruhig sind oder psychisch auffällig werden. Allgemein benötigt jeder Hund geeignete Aufgaben plus tägliche Bewegung und ausreichend Pausen. Ohne Frage ist das Hüten die Paradedisziplin des Border Collies, denn dafür ist er genetisch geschaffen. Da man nicht einfach eine Schafherde halten kann, ist auch eine sinnvolle Beschäftigung anderer Art möglich.

Ein schmaler Grat zwischen zu wenig Auslastung und zu viel Aktivität.

Vor 14 Jahren habe ich mit dem Agility begonnen und bin diesem Hundesport bis heute verfallen. Das Gefühl, als eingespieltes Team durch den Parcours zu fliegen, ist einmalig! Mich begeistert das vertrauensvolle Zusammenarbeiten und die Weiterentwicklung als Mensch-Hund-Team. Mein größter Erfolg neben regionalen Wettkämpfen war eine Platzierung unter den Top 20 beim Amadeus Agility World Cup 2014 mit Jamie Lee gegen eine große internationale Konkurrenz. Ihr Sohn „Devlynn Z Anakin Skywalker“ erreichte auf dem Agility European Open 2018 den 11. Platz von insgesamt 419 internationalen Teams.

Sie hatten unter dem Zwingernamen „Devlynn Z“ bereits zwei erfolgreiche Würfe.

Ja, und aktuell dürfen wir unseren C-Wurf begrüßen! 2012 habe ich zum ersten Mal über eine eigene Border Collie-Zucht nachgedacht, weil mich meine Hündin Jamie Lee in allen Bereichen begeistert. Zucht bedeutet für mich einen wertvollen Beitrag zur Rasse zu leisten und so entschied ich mich, den langen Weg bis zum Zwingerschutz und Eintrag bei der FCI über den VDH und den Club für britische Hütehunde e. V. zu gehen. Mein oberstes Zuchtziel sind gesunde und wesensfeste Vierbeiner. Ein funktionales und korrektes Gebäude ist ebenfalls wichtig. Erkrankungen wie HD oder ED sind dank verantwortungsvoller Zucht selten geworden. Leider tritt OCD, eine Entwicklungsstörung des Skelettes, beim Border Collie auf und die Rasse hat eine erhöhte Prädisposition für Epilepsie. Meine Hunde werden auf sämtliche genetische Erkrankungen getestet.

Warum haben Sie sich für die artgerechte Rohfütterung entschieden?

Ich BARFe ausschließlich. Alle Mahlzeiten individuell und für jedes Bedürfnis zusammenzustellen, ist optimal. Der trächtigen Hündin kann ich beispielsweise energiereiches Futter in kleinen Portionen anbieten oder älteren Hunden das Immunsystem stärken. Auch auf Krankheiten kann ich jederzeit reagieren und die Ernährung entsprechend umstellen. Natürlich sollte man sich mit der Materie auskennen und auf die richtige Zusammensetzung und eine gute Qualität achten. Welpen erhalten bei mir etwa ab dem 21. Tag Rohfutter. Als Erstes lege ich ein großes Stück Fleisch (ca. 1-2 kg) in ihren Bereich. So lernen die Kleinen nebeneinander zu fressen und mit Futterneid umzugehen. Ein paar Tage später kommt dann gewolftes Rindermuskelfleisch hinzu und nach und nach immer mehr unterschiedliches Fleisch (gewolfte Hühnerhälse, Innereien etc.). Die Gabe von Obst und Gemüse beginne ich mit einer leicht verdaulichen Sorte. Beliebt sind zerdrückte Bananen oder pürierte Äpfel und Möhren. Ein Highlight für die Welpen sind große Stücke Pansen im Außenbereich!

 

WEITERE INFOS
www.devlynnz.de

 

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