Die Hauptzutat beim BARFen ist natürlich Fleisch. Daher ist es besonders wichtig
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Experteninterview mit Dr. Jutta Ziegler – Für wen ist welches Fleisch geeignet?

Die Hauptzutat beim BARFen ist natürlich Fleisch. Daher ist es besonders wichtig, hier auf gute Qualität zu achten. Doch was macht gutes BARF-Fleisch überhaupt aus? Und welche Fleischsorten sind für Ihren Hund gesund? Wir haben die Tierärztin Dr. med. vet. Jutta Ziegler als Expertin für gesunde Hunde- und Katzenernährung gefragt.

Tierärztin Dr. med. vet. Jutta Ziegler im Interview

Frau Dr. med. vet. Jutta Ziegler in Ihrem BüroFrau Dr. Ziegler, bitte erzählen Sie uns, was macht gutes BARF-Fleisch aus?
Frau Dr. Jutta Ziegler: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, es gibt sehr viele Händler und Lieferanten von BARF-Fleisch. Genau wie bei Dosen ist die Deklaration besonders wichtig. Auf dem Produkt sollte genau drauf stehen, was drin ist. Bei Menüs mit Fleisch, Innereien und Gemüse, sollte genau deklariert sein, wie viel Prozent von jeder Zutat enthalten ist, zum Beispiel 80% Muskelfleisch, 10% Niere, 10 % Leber usw. Gerade bei Hühnerfleisch kommt es sehr auf die Qualität des Fleisches an. Hühnerfleisch aus Massentierhaltung ist beispielsweise eher minderwertig, viele Katzen verweigern dieses Fleisch auch. Man muss natürlich immer abwägen, was möglich ist. Wenn man einen sehr großen Hund hat, der viel Futter benötigt, wird es teuer sein, diesen komplett mit Bio-Fleisch zu versorgen. Da würde ich andere Fleischsorten empfehlen, wie Rind oder Lamm. Bei einem kleineren Hund würde ich Fleisch in Bio-Qualität füttern. Man muss aber auch hier immer genau auf die Deklaration schauen. Sowohl bei BARF-Fleisch als auch bei Nassfutter-Dosen sollte die Deklaration offen und für den Verbraucher verständlich sein.

Ein hoher Fleischanteil ist also besonders gesund?
Der tierische Anteil in einer BARF-Ration sollte etwa bei 70% liegen, der pflanzliche bei 30%. Wenn man ein Menü kauft, dann ist natürlich auch Gemüse enthalten. Allerdings kann man auch das Fleisch pur kaufen und selbst die verschiedenen Menüs zusammenstellen. Das sollte für die Fleischqualität keinen Unterschied machen. Wie gesagt ist die Deklaration das Wichtigste, damit man genau weiß, was man seinem Tier füttert.

Was ist der größte Unterschied zwischen BARF-Ernährung und konventionellem Futter, wie beispielsweise Trockenfutter?
Ich möchte nicht alle Hersteller in einen Topf werfen, aber bei den meisten Trockenfuttern ist wenig bis gar kein Fleisch enthalten, sondern tierische Nebenerzeugnisse. Viele Großkonzerne verwenden ausschließlich Kategorie-3-Ware – das ist kein Fleisch. Darunter gibt es viele Produkte, die beispielsweise nur aus Federmehl bestehen. Diese werden als hydrolysierte Proteine bezeichnet. Hydrolysate sind minderwertige Rohstoffe, wie Federn, Klauen und Harnblasen, die in ein Säurebad und dann in eine Lauge gelegt werden. Anschließend wird alles hocherhitzt und durch den sogenannten Extruder gepresst. Das ist keine Ernährung mehr, das ist einfach nur Abfall. Dieser aufbereitete Abfall wird dann mit Geschmacksstoffen angereichert, damit es den Hunden und Katzen schmeckt. Aus diesem Grund ist eine offene Deklaration so wichtig: Nur so kann man sicher gehen, dass auch richtiges Fleisch in den Produkten enthalten ist. Bei den meisten minderwertigen Dosen oder Trockenfuttern ist das nicht der Fall. Da steht dann 10 % Huhn und 6 % Wasser und der Rest kann alles sein, auch Rind oder Schwein. Das ist dann aber kein Fleisch, sondern nur tierische Nebenerzeugnisse.

Welches ist das richtige Fleisch für meinen Hund?

Welches Fleisch ist für BARF-Anfänger geeignet?
Bei Katzen würde ich mit Huhn einsteigen. Katzen sind oft wählerisch und Huhn wird am ehesten akzeptiert. Beim Hund ist es grundsätzlich egal, da würde ich empfehlen mit Rind oder Huhn anzufangen. Wenn er das gut verträgt, sollte man bei 2 bis 3 unterschiedlichen Fleischsorten bleiben und zwischen diesen wechseln. Man sollte nicht zu viele Sorten mischen, sondern gerne einige Tage hintereinander die selbe Fleischsorte füttern.

Welche Fleischsorten würden Sie für empfindliche Hunde empfehlen, die zum  Beispiel Probleme mit der Verdauung haben oder allergisch sind?
Hier orientiere ich mich an einem Prinzip aus der chinesischen Medizin: Es gibt wärmende, neutrale und kühlende Fleischsorten. Zu den wärmenden Sorten gehören vor allem Lamm, Truthahn und Huhn, neutral sind beispielsweise Kaninchen und Rind, kühlend sind Ente und Schwein. Solche Einteilungen gibt es auch für Getreide und Gemüse: Beim Getreide ist zum Beispiel Hirse kühlend, Mais neutral und Hafer wärmend. Beim Gemüse sind Karotten neutral, Sellerie, Kohl und Spinat sind kühlend. Für Allergiker sollte man kühlende oder neutrale Fleischsorten verwenden. Auf warme Fleischsorten sollte verzichtet werden, damit der Allergie-Prozess nicht noch weiter angeheizt wird. Besonders wichtig ist, bei kranken Hunden und Katzen, wie zum Beispiel Krebspatienten, auf Fleisch aus Massentierhaltung zu verzichten. Auch sollte man sich bewusst sein, dass es unter den Herstellern viele schwarze Schafe gibt. Diese mischen alles Mögliche unter das Fleisch und wolfen alles ganz fein, damit der Verbraucher es nicht sieht. Daher sollten Hunde- und Katzenhalter darauf achten, Fleisch eher in Brocken-Form zu kaufen. So kann man besser beurteilen, ob es sich um hochwertiges Fleisch oder nur um Sehnen und Knorpel handelt.

Welche Fleischsorten empfehlen Sie für Hunde, die mit Übergewicht zu kämpfen haben?
Ich bin ein Gegner von fettarmen Fleischsorten, denn Hunde brauchen Fett in einer ausgewogenen Ernährung. Zu viel soll es natürlich nicht sein – sehr fett ist zum Beispiel Lammfleisch. Ich würde auf mittelfettes Fleisch übergehen, wie Rindfleisch. Natürlich gibt es auch hier unterschiedliche prozentuale Fettanteile. Jedoch ist das Übergewicht eines Hundes von der Fleischsorte beziehungsweise Eiweißsorte und -menge kaum abhängig. Wichtig ist, dass das Futter wenig Stärke enthält. Zur Gewichtsabnahme sollte daher der Anteil von Stärke im Futter reduziert oder sogar auf null heruntergesetzt werden.

Was empfehlen Sie für dünne Hunde, die an Gewicht zulegen sollen?
Hier kann ich empfehlen, den Fettgehalt im Futter auf 20% hochschrauben. Was ich mit der Fütterung von Fleisch nicht erreiche, kann ich durch die zusätzliche Gabe von Fett ausgleichen. Zur zusätzlichen Energiezufuhr kann man Lamm-, Schweine-, Rinder- oder Kokosfett zum Futter hinzugeben und so den Hund aufpäppeln. Mit Stärke sollte man in diesem Fall nicht arbeiten, denn das belastet die Bauchspeicheldrüse und führt zu starken Blutzuckerschwankungen. Für Hunde ist das nicht gut und für Katzen schon gar nicht zu empfehlen.

Auch Innereien gehören dazu!

Wann ist die Fütterung von Innereien sinnvoll?
Prinzipiell sollten in einer ausgewogenen BARF-Ernährung Innereien enthalten sein. Das ist sehr wichtig, denn Innereien sind Lieferanten von Vitamin A und D und auch sehr vielen Mineralstoffen und Spurenelementen. Besonders Leber sollte zu einem ausgewogenen Futter dazugehören, Lunge und Milz sind nicht so notwendig – allerdings wird gerade Milz von Hunden häufig sehr gerne gefressen.  Ganz ohne Innereien geht es nicht: Wenn man keine Innereien füttern kann, weil der Hund sie zum Beispiel nicht verträgt oder verweigert, ist Lebertran ein guter Ersatz. Das gilt auch für diejenigen Katzen, die nicht gut auf Innereien zu sprechen sind. Da Leber von der gleichen Tierart häufig schwer zu bekommen ist, ist Lebertran besonders für Allergiker geeignet. Lebertran enthält keine allergieauslösenden Proteine, sondern nur Fett (meist von Fischen gewonnen). 

Bei bestimmten Erkrankungen sollte allerdings auf die Fütterung von Innereien verzichtet werden: Bei Nierenerkrankungen sollten nur wenig Innereien gegeben werden, da diese zu viel Phosphor enthalten; bei Dalmatinern gibt es eine Erbkrankheit, die den Abbau von Purinen aus der Nahrung verhindert. In diesem Fall muss man purinarm füttern, was Innereien ausschließt. Das sind die einzigen Ausnahmen. Tiere mit anderen Erkrankungen können in der Regel problemlos Innereien fressen. 

Wie viel Innereien sollte man täglich füttern?
Wir orientieren uns beim BARFen an der natürlichen Ernährung und bauen das Beutetier in etwa nach. Der Hund frisst in diesem Fall das ganze Tier, was 8-10% der täglichen Tagesration an Innereien entspricht. Wenn er kein Allergiker ist, dürfen hier auch verschiedene Sorten von Fleisch und Innereien gemischt werden. Bei Futtermittelallergikern sollte dagegen sortenrein gefüttert werden, das heißt die Inneren sollten von gleichen Tier stammen wie das Fleisch. Bei der Beimischung von Fett wäre es wiederum kein Problem, Sorten zu mischen. Die Hunde sind nicht auf das Fett allergisch, sondern auf die Proteine. 

Wir danken Ihnen herzlich für das Interview, Frau Dr. Ziegler.

 

Dr. med. vet. Jutta ZieglerDr. med. vet. Jutta Ziegler ist Inhaberin und Geschäftsführerin von Dr. Ziegler’s Naturfutterlädchen GmbH. Als BARF-Ernährungsexpertin gibt sie auch Seminare und bildet Teilnehmer zu zertifizierten ErnährungsexpertInnen aus.

WEITERE INFORMATIONEN
www.dr-ziegler.eu

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