Lange Zeit galt in Tierarztpraxen die goldene Regel, dass weniger als vier Wurmkuren pro Jahr für den Hund nutzlos sind und die Würmer sich ins Fäustchen lachen. Um das zu verhindern, wurden alle Vierbeiner regelmäßig mit Wurmtabletten versorgt, wobei nicht immer darauf geachtet wurde, die Präparate zwischendurch auch einmal zu wechseln. Ergebnis der blinden und nicht immer sachgemäßen Entwurmung ist, dass viele Präparate bereits nicht mehr gegen einzelne Wurmgruppen wirken und es oft schwierig ist, das richtige Mittel für Jahreszeit und Wurm-Art zu bestimmen. Fakt ist jedoch, dass die Entwurmung unabhängig von ihrem Wirkstoff nur wirken kann, wenn tatsächlich Würmer im Magen-Darm-Trakt des Tieres vorhanden sind. Somit ist Behandlung auf Verdacht nicht immer die beste Wahl, zumal die Ausbildung von Resistenzenimmer weiter gefördert wird.
Entwicklungszyklus der Würmer
Ein gewöhnlicher Magen-Darm-Wurm benötigt für seine Entwicklung vom Schlupf aus dem Ei bis zu seiner eignen Geschlechtsreife zwölf Wochen. Diese drei Monate werden als Präpatenz-Zeit bezeichnet und waren der Hintergrund für die regelmäßige Entwurmung der Hunde alle 12 Wochen. Theoretisch ist die Verabreichung der Entwurmung im Zyklus der Wurmentwicklung sicher einst eine sehr gute Methode gewesen, größere Hundegruppen oder Arbeitshunde wurmfrei zu halten. Hunde, die im Freien auf Bauernhöfen leben oder in größeren Gruppen im Zwinger gehalten werden, sind dem Risiko eines Wurmbefalls erhöht ausgesetzt, so dass in diesen Fällen ein derartiger Entwurmungs-Rhythmus Sinn machen kann. Für Familienhunde ist jedoch heutzutage die Entwurmung nach einer Diagnostik angebrachter. Diese umfasst eine Kotuntersuchung auf Wurmeier, wobei es hier wichtig ist, dass es sich um eine sogenannte Sammel-Kotprobe handelt. Diese muss Proben unterschiedlicher Zeiträume innerhalb von 3-4 Tagen enthalten, da nicht immer zu jedem Zeitpunkt Würmer ausgeschieden werden. Anschließend untersucht der Tierarzt oder ein zuständiges Labor diese Probe und bestimmt ob Eier vorliegen und wenn ja, welcher Gattung diese angehören. Auf diese Weise kann das exakt wirkende Medikament perfekt ausgewählt werden. Liegt kein Wurmbefall vor, so wird der Hund mit einer unnötigen Chemie-Keule verschont, was seine Magen-Darm-Flora danken wird.
Gezielt Entwurmen kostet Geld und Zeit
Aus Sicht des Hundes und im Hinblick auf Resistenzen sind die Vorteile einer gezielten Entwurmung nicht von der Hand zu weisen. Doch diese positiven Aspekte können aktuell noch nicht die Mehrheit der Hundebesitzer von dieser Methode überzeugen, da die Kotuntersuchung und die eventuelle Behandlung im Anschluss deutlich teurer sind, als einfach nur ein billiges Wurmmittel zu besorgen.
Weiterhin muss genügend Zeit für das Sammeln der Probe, den Gang zum Tierarzt, die Besprechung des Befundes und der Behandlung eingeplant werden. Für viele Hundehalter, die vor dem höheren Preis nicht zurückschrecken, ist dieser Zeitaufwand letztlich ein Grund, auf die einfache Entwurmung ohne korrekte Diagnose zurück zu greifen. Die Verantwortung für ein Tier sollte jedoch nie darunter leiden, dass der Besitzer in seinem hektischen und prall gefüllten Alltag nicht das Engagement zeigt, etwas mehr Zeit für seinen Freund auf vier Pfoten zu investieren. Wer der Gesundheit seines Hundes somit wirklich einen Gefallen tun möchte, sollte in Zukunft lieber mit Sinn und Verstand entwurmen. Dies garantiert eine gesunde Magen-Darm-Flora des Hundes und die Gewissheit eines wirklich wurmfreien Vierbeiners im Haushalt.
Wurmarten beim Hund
Hakenwürmer
Eine häufige Wurmgattung beim Hund sind Hakenwürmer, die bis zu 1,8 Zentimeter lang werden können. Sie verbeißen sich in den Schleimhäuten des Magen-Darm-Traktes und können sich mit ihrem spitzen Beißwerkzeug durchs Gewebe fressen. Der Hund infiziert sich durch die Aufnahme der Wurmlarven. Durch einen einzelnen Wurm verliert der Vierbeiner am Tag bis zu einem halben Milliliter pro Wurm. Das klingt nicht viel, führt aber bei starkem Befall zu extremem Blutverlust und kann im Extremfall zum Tod führen. Erste Kennzeichen sind Blut im Kot oder dessen rötliche Verfärbung.
Peitschenwürmer
Peitschenwürmer treten bei uns in Deutschland bis heute relativ selten auf, sind im Süden von Europa jedoch weit verbreitet, was sie zur Gefahr für den Vierbeiner auf Reisen in diese Länder macht.
Spulwürmer
Diese Wurmart ist sehr weit verbreitet und der Hund kann sich quasi überall mit ihnen infizieren – auf der Hundewiese, im Wald, auf dem Feld, in der Stadt, überall. Erst bei einem hochgradigen Befall besteht jedoch die Gefahr einer Schädigung des ausgewachsenen Hundes. Das Problem bei der Bekämpfung des Spulwurms sind seine extrem widerstandsfähigen und langlebigen Eier. Die erwachsenen Spulwürmer können eine Länge von circa achtzehn Zentimeter erreichen. Von natürlichen Entwurmungsversuchen mit Karotten, Knoblauch, Homöopathika, Ölen oder Ähnlichem ist übrigens abzuraten, da sie wirkungslos sind – so lachen sich die Würmer tatsächlich ins Fäustchen.