Der Borderterrier im Rasseportrait
Ist das ein Mischling?“, viele Laien erkennen den Border Terrier erst auf den zweiten Blick. Der unscheinbare Vierbeiner hat ein harsches, drahtiges Fell in den Farben Rot sowie „Grizzle and Tan“ (meliert und lohfarben) und Weizenfarben. In Deutschland hat Border-Terrier-Dame Holly als Begleiterin des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder die Prominenz der Rasse merklich erhöht. Dennoch ist sie in ihrem Heimatland Großbritannien weit häufiger anzutreffen als in Deutschland.
Rauhaariger Grenzgänger
Seinen Namen verdankt der Border Terrier dem ursprünglichen Aufzuchtsort im Grenzgebiet (engl. border) zwischen Schottland und England. Erste Vorfahren existierten dort schon im späten 18. Jahrhundert. Damals standen insbesondere seine Fähigkeiten als ausdauernder Jagdhund im Fokus der Züchter. Sie richteten die neue Terrierrasse auf die Jagd von Kleintieren, wie Ratten, Füchsen, Ottern und Mardern ab. So sollte der rauhaarige Hund den Hof bewachen und von Schädlingen freihalten. Seine Ausdauer reicht noch heute ohne Weiteres aus, um stundenlang am Pferd mitzulaufen. Das äußere Erscheinungsbild hat dabei keine wesentliche Rolle gespielt. Als robuster und lebhafter Familienhund hat der kurzhaarige Vierbeiner jedoch längst eine neue Bestimmung gefunden.
Für jedes Abenteuer zu haben
Schlechtes Wetter gibt es für diesen abenteuerlustigen Gefährten nicht. Ob bei Regen, Wind und Sturm – der kleine Wildfang ist nicht aufzuhalten. Gerne erforscht er Hecken, Gestrüpp oder Teiche – als ehemaliger Otterjäger ist er natürlich auch wasseraffin. Ausdauernd, mutig und robust stellt er sich selbst der miesesten Witterung und jeder Herausforderung, die auf ihn wartet. Aufgrund seiner Zucht-Geschichte ist der Border Terrier besonders eigenständig in seinem Wach- und Jagdverhalten. So kann sein Mensch keinen blinden Gehorsam von ihm erwarten. Sieht er allerdings einen Sinn in den gegebenen Kommandos, kann der eigensinnige Begleiter auch sehr gelehrig sein. Für einen Terrier hat er ein eher ruhiges Gemüt und ist gegenüber fremden Artgenossen weit weniger rauflustig als andere Terrierarten. Das Verhalten hängt jedoch wesentlich davon ab, ob der quirlige Hund von seinen Menschen ausreichend gefordert und sowohl körperlich als auch geistig ausgelastet wird.
Zusammenleben mit dem Glücksjäger
Der ausgeprägte Jagdtrieb und die Ausdauer des Border Terriers erfordern im Alltag mit seinem Menschen viel Bewegung und Beschäftigung. Daher ist er perfekt als Jagdbegleithund oder im Hundesport einsetzbar, zum Beispiel im Agility oder Flyball Training. Einen Border Terrier ohne Leine laufen lassen zu können, bedarf angesichts seines ausgeprägten Jagdtriebes einen hohen Einsatz in der Erziehung. Auch sollte Herrchen oder Frauchen selbst nicht aus Zucker sein: Temperaturen von 3 Grad mit Nieselregen sollte der Mensch trotzen, um dem wetterfesten Abenteurer auch bei Herbst- und Winterwetter gerecht werden zu können. Es ist ratsam mit der Erziehung des ausgelassenen Familienhundes schon in jungem Alter zu beginnen. So kann man erreichen, dass er besonnener auf Umweltreize und andere Hunde reagiert. Dabei spielen sowohl Motivation als auch Konsequenz eine entscheidende Rolle. Seine robuste Art und Freude am Spiel sind optimal in ein Familienleben mit Kindern integrierbar. Im Haushalt lebende Kleintiere, wie Meerschweinchen oder Kaninchen wird er sehr wahrscheinlich jedoch nur als Beutetiere wahrnehmen. Um friedlich mit Katzen zusammenleben zu können, sollte der Border Terrier bereits als Welpe mit ihnen in Kontakt kommen. Pflegeleichter Wirbelwind als Familienhund Das Fell des Border Terriers ist besonders pflegeleicht. Der Vierbeiner sollte lediglich zwei Mal im Jahr getrimmt werden, um das tote Deckhaar zu entfernen. Dieses verliert er nicht von selbst und gehört damit zu den Hunderassen, die besonders wenig haaren. Der optisch eher unauffällige Begleiter ist mit seinem aufmerksamen und neugierigen Wesen ein idealer Gefährte für alle, die einen unternehmungslustigen und familienfreundlichen Gefährten zu schätzen wissen. Im Rudel fühlt er sich besonders wohl: Kinder schließt der kleine Wirbelwind besonders schnell in sein großes Herz. So ist er optimal für Familien mit Kindern oder als Zweithund geeignet.
Rassemerkmale
FCI-Klassifikation: 10
Ursprungsland: Großbritannien
Verwendung: Jagd- und Wachhund
Gruppe 3: Terrier
Sektion 1: Hochläufige Terrier. Ohne Arbeitsprüfung
Widerristhöhe: 28-40 cm
Gewicht: Rüden 5,9 – 7,1 kg, Hündinnen 5,1 – 6,4 kg
ZÜCHTERPORTRAIT mit Beate Kühl
Der Border Terrier – liebenswert, spielbegeistert & belastbar
Border Terrier-Züchterin Beate Kühl im INTERVIEW
Inmitten der idyllischen Lüneburger Heide züchten Beate & Karsten Kühl Ihre Border Terrier in der Zuchtstätte „Border of Dirty Devil“. Als wahre Allrounder nimmt diese wundervolle Rasse spielend die Rolle eines Jagdhundes, agilen Spielgefährten oder treuen Familienhundes ein – solange er nur nah genug an seinem Menschen ist.
Sie züchten Border Terrier – wie haben Sie die Hunderasse für sich entdeckt?
Bei einem Agility Tunier in Hamburg. Dort war eine Züchterin aus Bayern mit mehreren Bordern dabei. Wir waren von dieser Hunderasse gleich unheimlich begeistert, sodass wir ins Gespräch kamen. Da haben wir nicht lange überlegt und sind auf die Suche nach einem Züchter in unserer Nähe gegangen. Bald darauf zog das erste Mäuschen bei uns ein. Mit dem dritten Border erwachte der Wunsch diese wunderbare Rasse zu züchten. So begann unsere Border-Zucht und mittlerweile sind wir beim R-Wurf angekommen. Wir sind noch immer mit viel Liebe dabei, unsere vierbeinigen Schätze gestärkt in ihre neuen Familien zu schicken. Und das Schönste ist, dass die Züchterin unseres ersten Border Terriers mittlerweile unseren Border-Rüden Nico als Deckrüden und erfolgreichen Agility-Partner mit Champion-Titel hält. So schließt sich der Kreis.
Welche Hunde gehören zu Ihren „Border of Dirty Devil“ und welche Rolle nehmen sie jeweils ein?
Wir haben zur Zeit unsere Elli (8 Jahre), Nala (3 Jahre) und Pia (2 Jahre) Border of Dirty Devil. Dann sind da noch unsere älteste Hündin Franzi vom Rammelsberg (15 Jahre) und unser Deckrüde Ismo von der Borderranch (7 Jahre). Elli ist unsere Zaubermaus – immer fröhlich, eine tolle Mama, fürsorglich, verspielt und sehr verschmust. Nala ist Ellis Enkelin – eine sehr liebe, verschmuste Hündin, die immer gefallen will. Pia, Ellis Tochter, ist unser kleiner „Spring-ins-Feld“. Ein kleiner Wirbelwind, genauso verspielt wie verschmust. Und mit ihren ersten Welpen derzeit auch eine wunderbare Mama. Unser Deckrüde Ismo hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf seine Mädels aufzupassen. Er ist der Liebevolle und ein wahrer Schatz. Unsere erfahrene Franzi, lange Zeit Rudelchefin, ist von Grund auf positiv eingestimmt. Ein wahrer Sonnenschein, der trotz oder gerade wegen Ihres Alters eine wundervolle Mutter für Ihre Welpen ist. All unsere Hunde sind vollwertige Familienmitglieder, die im Urlaub sowie bei allen anderen Aktivitäten mit uns immer dabei sind.
Worauf achten Sie besonders in Ihrer Zucht?
Bei unseren „Border of dirty Devils“ achten wir insbesondere auf die Gesundheit der Elterntiere, auf eine gute Sozialisierung der Welpen, auf Sauberkeit, viel Kontakt zu Besuchern und insbesondere Kindern. Ein freundlicher und kontaktfreudiger Umgang mit unseren Welpen ist uns sehr wichtig – natürlich durch uns, aber auch durch interessierte Familien und neue Hundehalter, die uns besuchen. Uns ist sehr daran gelegen mit Interessenten in den Austausch zu treten und uns damit auch ein Stückweit von anderen Züchtern abzuheben. Für mich ist es ein Lebenswerk, Menschen mit diesen kleinen vierbeinigen Schätzen glücklich zu machen. Inzwischen sind durch unsere Borderzucht viele Freundschaften entstanden, viele neue Hundehalter haben mittlerweile zwei oder mehrere Border Terrier von uns und empfehlen uns gerne weiter. Das ist der schönste Lohn unserer Zucht und zeigt uns, dass wir damit auf einem guten Weg sind.
Verraten Sie uns und unseren Lesern, zu wem der Border Terrier passt und was die Rasse so besonders macht?
Ich sage immer, der Border Terrier ist ein Allrounder. Er ist ein Jagdhund, lässt sich aber auch prima als Familienhund, Sportgefährte, Therapie- oder Rettungshund einsetzen. Er ist ein Terrier, der gerne lernt, der gefallen möchte und die Gesellschaft seines Menschen liebt. Daher ist er auch als Anfängerhund hervorragend geeignet. Vorausgesetzt ist eine gesunde und partnerschaftliche Erziehung. Der Border Terrier benötigt ausreichend Auslauf und möchte geistig gefordert werden. Ansonsten ist er einfach glücklich, wenn er seiner Familie nah sein darf. Für mich macht den Border Terrier seine Anhänglichkeit, aber auch sein Spieltrieb und seine Belastbarkeit aus. Ganz zu schweigen von seiner handlichen Größe. Allem voran aber, dass der Border Terrier noch immer eine rundum gesunde Rasse ist.
Wie gestaltet sich der Alltag mit dieser Hunderasse?
Sehr einfach. Unsere Hunde begleiten uns durch unseren Alltag, im Haus ruhig und katzenhaft verspielt und draußen, wenn es angebracht ist, sind sie mit ihren scharfen Sinnen voll da.
Für uns ist die Frage der Ernährung natürlich sehr wichtig. Wie ernähren Sie Ihre Border Terrier und warum?
Unsere Border Terrier erhalten hochwertiges Trockenfutter, gutes Fleisch aus der Dose, die Flockenmischungen von Tackenberg und oft gesundes Obst oder Gemüse – alles, was sie so mögen. Ab und an ist etwas Öl, ein Ei oder gemahlene Eierschale mit dabei. So halten wir unsere Schützlinge gesund und munter.
WEITERE INFOS
www.borderofdirtydevil.de
TEXT Pauline Schnell | INTERVIEW Tina Hennig | FOTOS Beate Kühl, Adobe Stock