Der Deutsche Boxer: Ein treuer, mutiger und muskulöser Hund mit spielerischem Wesen. Erfahre mehr über Geschichte und Merkmale des Boxers.
Der Deutsche Boxer: ein treuer und mutiger Hund
„Seine anhängliche Treue sowie sein unerschrockener Mut sind von alters her berühmt“, heißt es im FCI Rassestandard über eine der beliebtesten deutschen Hunderassen. Der Boxer ist ein Kumpel, wie man ihn sich wünscht: immer für einen Spaß zu haben und immer da, wenn es drauf ankommt. Mit ihrer muskulösen Statur und dem markanten Maul sind diese Hunde eine imposante Erscheinung, die dem Menschen souverän zur Seite steht – auch wenn es mal etwas energischer zur Sache geht. Im Mittelalter wurden sogenannte Bullenbeißer für die Jagd (u. a. auf Wildschweine) gezüchtet. Ihre Aufgabe war es, das von Hetzhunden getriebene Wild zu packen und festzuhalten. Als direkter Vorfahre des heutigen Boxers gilt der Brabanter Bullenbeißer. Durch den zunehmenden Einsatz von Schusswaffen bei der Jagd verlagerte sich der Aufgabenbereich der Hunde in den Schlachthof, wo sie beim Treiben der Rinder halfen. Die in München als „Bierboxer“ bekannten Vierbeiner erfreuten sich einer wachsenden Beliebtheit und so gründete sich 1895 der bis heute bestehende Boxer-Klub e. V.
1904 wurde der Deutsche Boxer als Rasse von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) und 1924 als Diensthund anerkannt. Aufgrund ihrer körper- und charakterlichen Eigenschaften kamen zahlreiche Boxer als Militärhunde im zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Ein hartes Kapitel für die noch junge Zucht, die unter anderem durch Friederun Stockmann am Leben gehalten wurde. Da ihre Tiere teilweise an die Front mussten, erhielt die Züchterin Essensmarken für ihre Hunde und konnte den Fortbestand ihres Zwingers retten. Ihr Rüde „Lustig vom Dom“ hatte einen wesentlichen Einfluss auf die internationale Boxerzucht. Ging es bei den Hunden ursprünglich vor allem um ihren praktischen Nutzen, gewann die Optik immer mehr an Bedeutung – mit teilweise wenig tierfreundlichen Idealen. Lange waren kupierte Ohren und eine gekürzte Rute fester Bestandteil im offiziellen Rassestandard des Boxers. Inzwischen ist belegt, dass das Kupieren dem Hund nicht nur Schmerzen zufügt, sondern ihn auch in seiner Kommunikation mit Artgenossen einschränkt. Ein Kupierverbot für die Ohren gilt in Deutschland seit 1987 und die Rute darf seit 1998 nicht mehr aus rein optischen Gründen gekürzt werden.
Früher kämpften die Hunde im Krieg – heute um den besten Platz auf dem Sofa.
Mit ihrem typischen Boxergesicht sind die mittelgroßen Vierbeiner echte Unikate. Verantwortlich für das ausgeprägte Maul ist unter anderem ein Vorbiss des Unterkiefers – die Oberlippe liegt auf den unteren Fangzähnen. Der Deutsche Boxer gehört zu den molossoiden und doggenartigen Hunden und besitzt einen entsprechend kräftigen, quadratischen Körperbau. Unter dem kurzen, glatten Fell zeichnen sich die Muskeln deutlich ab. Gelb ist die offizielle Grundfarbe des Boxers – diese reicht von hellgelb bis dunkelhirschrot. Bei gestromten Hunden müssen die dunklen Partien deutlich erkennbar sein. Im Krieg erließ die Reichsfachgruppe „Deutsches Hundewesen“ den Beschluss, weiße, schwarze und Scheckenboxer sofort nach der Geburt zu töten, da diese für den Wehrdienst als nicht geeignet angesehen wurden. Neben seiner Verwendung im Polizeidienst ist der Boxer heute auch erfolgreich als Rettungs- oder Therapiehund im Einsatz. Als unternehmungslustige Familienmitglieder begeistern die Vierbeiner durch ihre Vielseitigkeit und machen sowohl bei Spaziergängen oder Fahrradtouren als auch bei sämtlichen Hundesportarten eine gute Figur.
Egal, ob im Dienst oder beim Hobby – der Boxer ist kein Hund für halbe Sachen.
Um ihr ausgeglichenes Wesen zu bewahren, benötigen Boxer körperliche und geistige Beschäftigung. Die energievollen Hunde bleiben häufig bis ins hohe Alter verspielt und geben gerne mal den Clown. Eine mögliche Erklärung für seinen Namen liefert das Spielverhalten des Boxers, der sein Gegenüber (egal ob Zwei- oder Vierbeiner) mit den Vorderpfoten anstupst. Intelligent und selbstbewusst sind Boxer als charakterstarke Hundepersönlichkeiten ein echter Volltreffer!
Rassemerkmale Deutscher Boxer
FCI-Klassifikation: 144
Ursprung: Deutschland
Verwendung: Begleit-, Schutz- und Gebrauchshund
Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Sektion 2: Molossoide, 2.1 Doggenartige Hunde
Mit Arbeitsprüfung
Widerristhöhe: Rüden 57-63 cm, Hündinnen 53-59 cm
Gewicht: Rüden ab 30 kg, Hündinnen ab 25 kg
TEXT Stefanie Ohl | FOTOS Heike Fahrenschon & Jürgen Fahleker
Boxer Hund: Hundeliebe in den Genen
INTERVIEW – Heike Fahrenschon
Für die Gesundheit ihrer Lieblingsrasse setzt Heike Fahrenschon auf gute Gene und liefert mit ihren Vierbeinern und ihrem Verein spannende Erkenntnisse für die Zukunft der Hundezucht.
Wie sind Sie zum Boxer gekommen?
1985 trat mit Harro, einem Schäfer-Mix aus dem Tierheim, der erste eigene Hund in mein Leben. Mit ihm entschied ich mich für den Besuch einer Hundeschule und so kamen wir zum Boxer Klub e. V. in Vöhringen. Von der dazugehörigen Rasse waren mein Mann und ich damals noch weit entfernt. Das waren für uns sabbernde, schlabbernde Hunde. So zog mit Comet vom Wolfsblut als Nächstes ein Amerikanisch Canadisch weißer Schäferhund ein. Dann folgte 1999 Darius vom Treuschen Gut und seitdem kann ich mir ein Leben ohne Boxer nicht mehr vorstellen! Diese Hunde bringen einfach das ganze Paket mit und haben einen tollen Charakter, der auch mal hinterfragt. Mit einem Boxer kann man sehr gut spazieren gehen und Rad fahren. Aber auch Schutzdienst, Obedience, Fährtenarbeit oder Agility sind möglich. Natürlich kann man auch gemeinsam auf dem Sofa liegen – aber nicht nur, denn das wird den Hunden zu langweilig! Aktuell teilen wir unser Haus mit vier Hündinnen: Cewa v.d. Alten Turbine (7) ist die Mutter von Easy, Gaia und Gisi, sie ist im verdienten Ruhestand. Easy v.d. Alten Turbine (4) ist sehr sportlich und hat 2019 unseren H-Wurf zur Welt gebracht. Gaia v.d. Alten Turbine (1) hat noch Flausen im Kopf. Wenn alles passt, geht sie irgendwann in die Zucht. Zu guter Letzt unsere Prinzessin Gisi v.d. Alten Turbine (1), sie möchte gefallen und lernt sehr schnell.
Ihre Zucht beschreitet neue Wege …
Seit 2005 züchten wir unsere Boxer von der Alten Turbine. Zu Beginn war ich noch ziemlich blauäugig und musste Lehrgeld zahlen. Aber genau diese Fehler haben meine Zucht in die Richtung geschoben, in der ich heute aktiv bin. Genetik ist dabei so ein wichtiges Thema, weil mein erster Boxer mit nur sechs Jahren an Epilepsie starb und in unserem ersten Wurf von vier Rüden ein hodenloser und zwei Einhoder dabei waren. Inzwischen engagiere ich mich seit fast zehn Jahren als erste Vorsitzende des Fördervereins für wissenschaftliche Hundeforschung. In der genetischen Veterinärdiagnostik sehe ich ein Hilfsmittel, um den bestmöglichen Weg in der Zucht zu gehen. Mit der Biologin Dr. Sissi Fuchs-Rothenpieler und der Genetikerin/Molekularbiologin Dr. Anja Geretschläger habe ich Boxer-Genetics gegründet. Unser Verein steht für aktuelle Erkenntnisse der Genetik in der Zucht. Dabei geht es nicht um Ahnentafeln, sondern um das genetische Material, das jeder Hund individuell in sich trägt.
Genetische Diagnostik ist ein Wegweiser für die Hundezucht.
Genetische Diversität ist gerade in der Hundezucht ein Thema, das zusehends an Bedeutung gewinnt. Genetisch betrachtet sind Rassen geschlossene Populationen. Das bedeutet, zu dem Zeitpunkt an dem eine Rasse als solche etabliert und die Zuchtbücher geschlossen werden, gibt es einen Status quo an genetischem Material. Dabei kann eine Selektion nicht nur erwünschte Merkmale festigen, sondern auch jene, die wir nicht wollen, wie zum Beispiel die Veranlagung für gewisse Krankheiten.
Genetische Diversität ist die Basis für Vitalität, Krankheitsresistenz und Fruchtbarkeit – damit sollte sich jeder Züchter auseinandersetzen und die Möglichkeit der genetischen Optimierung nutzen. Mit unserem Verein sind wir dabei, eine Datenbank aller getesteten Boxer zu erstellen. So erhält man Auskunft über Rüden oder Hündinnen, die für eine bestmögliche genetische Verpaarung sprechen. Unsere Arbeit ist natürlich unentgeltlich und wir freuen uns über die Beteiligung vieler Züchter. Ich persönlich habe von all meinen Hündinnen einen genomischen Inzuchtkoeffizienten hinterlegt, auf dessen Basis u. a. die Rüden ausgewählt werden. Unser I-Wurf ist für das Frühjahr 2020 geplant – mal schauen, was die Zukunft bringt!
Welche Rolle spielt die Ernährung?
Meine Hunde werden seit 14 Jahren roh gefüttert und sehen den Tierarzt seitdem nur noch zum Impfen. Unseren A-Wurf habe ich noch mit Trockenfutter aufgezogen. Diese Welpen hatten einen breiigen Kot, was nicht sein darf. Seit dem B-Wurf werden auch die Kleinen roh gefüttert. Damit beginnen wir nach ca. 20 Tagen in kleinen Portionen (pro Welpe ca. 10 g Rinderhack). Was soll ich sagen, der Output ist normal und die Welpen wachsen gleichmäßig. Die Jungen erhalten nach und nach unterschiedliche Fleischsorten, zum Beispiel vom Huhn oder Lamm. Dazu gibt es pürierte Karotten und Äpfel sowie später Obst und Gemüse querbeet. Besonders lecker finden kleine und große Hunde Blättermagen oder Pansen. Fast alle unsere Welpenkäufer entscheiden sich für die artgerechte Rohernährung. BARFen ist ja auch kein Hexenwerk, sondern einfach Hunde füttern!
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