Auf Tour mit Hund: Mit seinem Tony Bandito bereist Musiker Henning Wehland im alten VW Bus von einem Abenteuer zum nächsten. Lesen Sie hier alles über die Reise mit Hund.

Auf Tour mit Tony Bandito

Wo finden Musiker die Inspiration für neue Songs? In einem alten VW Bus steuert Henning Wehland (u. a. H-Blockx und jetzt solo mit Band unterwegs) mit Frau Kira und Hund Tony von einem Abenteuer zum nächsten …

Als „Dog with an attitude“ beschreibt meine Frau Kira unseren Vierbeiner Tony. Auch ich würde ihn als Lebenskünstler bezeichnen. Im Alter von wenigen Monaten ist der kleine Kerl durch Venice „Dogtown“ Beach gestreunert, bis er uns gefunden hat. Wir sind heute noch fest davon überzeugt, dass er schon damals wusste: „Die Beiden sind auf der Suche nach Erlebnissen, und ich will dabei sein!“ So kam es auch. Wir haben Tony Bandito Wehland – wie er amtlich heißt – von Los Angeles mit nach Berlin genommen. Ähnlich wie mich, plagt ihn die Flugangst. Deshalb beschlossen wir, unsere gemeinsamen Reisen hauptsächlich auf Schienen und Rädern zurückzulegen. Tonys Abenteuerlust äußert sich dadurch, dass er immer, wenn wir den Anschein machen, das Haus zu verlassen, in seine Reisetasche springt. Nach dem Motto: „Jetzt geht´s los!“

Unterwegs ist unser Vierbeiner der coolste Begleiter, den man sich vorstellen kann. Er tourte schon in einem Chevrolet Camaro von L.A. nach Miami, er kennt alle wilden Hunde auf Formentera und er ist der wahrscheinlich „am meisten respektierte Chihuahua-Mix“ in ganz Berlin. Jetzt war es Zeit für ein neues Abenteuer. Kira, Tony und mich begeistern spannende Geschichten und Menschen. Dabei versuchen wir eine Sehnsucht zu stillen, die mit „wenig“ auskommt. Deshalb haben wir uns in einem 40 Jahre alten VW Bulli auf den Weg gemacht, und gestalten seitdem unseren Lebensmittelpunkt flexibel. Nach einem kurzen Besuch in der Pfalz, inklusive Weinprobe, ging es schnurstracks mit Tempo 80 km/h in Richtung Schweiz. Unweit von Bern landeten wir auf einem Campingplatz direkt an der Aare.

 „Mein Hund zeigt mir, wie schön seine Welt ist.“

Nicht auf dem Sofa sitzen, mit dem Handy in der Hand, und Serien gucken. Stattdessen mit der Sonne aufstehen, wieder mit ihr schlafen gehen und die Zeit dazwischen sinnvoll gestalten. Ganz so einfach ist es nicht, wie Tony sich das vorstellt. Aber es hat einen wahren Kern. Es kann einen wahnsinnig machen, ständig dem Erfolg hinterher zu laufen. Immer nach links und rechts zu schauen, wer besser ist. Bin ich Rock oder Pop, Hit oder Flop. Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht, und Tony ist das auch völlig egal. Der liebt mich. Und das inspiriert mich. An unserem ersten Tag in der Schweiz, als Kira das Dach vom T2 aufbaut, Stühle rausstellt und zur Gitarre schielt, wird mir klar: Was ich brauche ist alles da! Und es juckt in meinen Fingern. Ich greife nach der Klampfe und hoffe, dass sie mir etwas erzählt.

Ich sitze in der offenen Schiebetür des Bullis und spiele den einfachsten Akkord, den es gibt. Tony springt an meine Seite und Kira lacht uns beide an. Auf diese Weise sind zwei neue Songs entstanden, die ich erst gar nicht so richtig wahrgenommen habe. Als ich sie später mit dem Produzenten Henning Verlage und dem Musiker Guido Knollmann aufnahm, wurde mir bewusst, dass das, was die Titel heute ausmacht, dieser Moment war. Aber das ist erst der Anfang unserer Reise. Wir treffen Menschen wie Claude aus Belgien, der fernab jeder Bühne den ehrlichsten Blues spielt. Ich begegne Tom, der uns mit seinem Sohn Jack zu Freunden nimmt, die ein Haus mit einem traumhaften Garten haben. Dort findet unser Vierbeiner sofort Freunde – und eine offene Garage. Hier lagert eine Sammlung von Skateboards. Unter anderem das Brett meines Helden Tony Alva aus Santa Monica. Einer der Pioniere, erster Weltmeister und am Wichtigsten: Tonys Namensgeber! 

In jeder Situation kann sich ein Topf mit Gold verstecken.

Der Bulli ist nicht mehr der Jüngste und stellt uns vor einige Herausforderungen. Auch das schafft Bekanntschaften, die wir vom Sofa aus niemals gemacht hätten. Leute kommen aus allen Richtungen, weil sie merken, dass der Motor nicht anspringt und wollen helfen – oder nehmen es als Vorwand, um Tony streicheln zu dürfen. Der Weg ist das Ziel, habe ich schon oft gehört. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Wichtig ist es auch mal stehen zu bleiben, wenn wir das Gefühl haben, hier könnte etwas sein, das unser Leben verändert. Wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, glaubt er, dass an jeder Wand oder jedem Baum ein Topf mit Gold versteckt sein könnte. Diese Orte muss er natürlich kennzeichnen. Wenn Tony mir Zeit schenkt, sitzt er neben mir und hört zu, wie ich Gitarre spiele und Songs schreibe. Manchmal in der Hoffnung, dass dahinter ebenfalls ein Topf mit Gold versteckt ist …

 

Henning WehlandHenning Wehland ist seit den 90ern als Musiker und Songschreiber unterwegs. Er hat mit den H-Blockx und den Söhnen Mannheims die Kulturlandschaft über deutsche Grenzen hinaus geprägt. Nach seiner ersten Soloplatte „Der Letzte an der Bar“ veröffentlicht er am 11. Oktober das neue Album „Gesetz der Toleranz“.

 

Text: Henning WehlandFotos: Kira Wehland

Weitere Infos: getnext.to/henningwehland, www.facebook.com/WehlandHenning, www.instagram.com/derletzteanderbar & www.instagram.com/tonybanditowehland

 

 

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