Schäferhund Ingo und Steinkauz Poldi sind beste Freunde. Wie das funktioniert verrät Ihnen Fotografin und Falknerin in unserer Reportage: Ungewöhnliche Tierfreundschaften!

Ungewöhnliche Tierfreundschaften

Und Patchwork funktioniert doch. Eine Freundschaft mit Fell und Federn: Steinkauz Poldi und Schäferhund Ingo.

Der große Schäferhund Ingo und der kleine Steinkauz Poldi sind ein außergewöhnliches Duo. So ungleich der Hund und die Eule optisch erscheinen, vereint die Tiere ein ähnlicher Charakter: Eigentlich können die beiden Einzelgänger niemanden leiden … .

Fotografin und Falknerin Tanja Brandt (49) dokumentiert die Geschichte dieser besonderen Verbindung in hinreißenden Bildern. Mit ihrem Belgischen Schäferhund sowie diversen Greifvögeln lebt sie in Nordrhein-Westfalen. In FRITZ & ANNA gewährt die Wildlife Fotografin einen exklusiven Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit und lüftet das Beziehungsgeheimnis einer tierischen Freundschaft.

Was begeistert Sie an Hunden und Greifvögeln?
Tanja Brandt: Seit ich denken kann, fühle ich mich von Hunden angezogen. Ich liebe ihre Loyalität, Treue und das gegenseitige Vertrauen. Hier habe ich mich seit vielen Jahren auf die Rasse Malinois (Belgischer Schäferhund) fokussiert. Diese Hunde sind den Greifvögeln sehr ähnlich: extrem schnell und explosiv, man sollte möglichst wenig Fehler machen. Der wahre Charakter zeigt sich nur bei völligem Vertrauen – dann hat man den besten Freund, den man sich wünschen kann!

Wie ist die Freundschaft zwischen Ingo und Poldi entstanden?
Ingo war ein nöliger Hund, mochte nix und niemanden. Keine anderen Hunde, keine fremden Menschen – ich glaube, er mochte sich selbst nicht. Bis er Poldi traf. Dieser saß in meinem Büro auf dem Schreibtisch, als Ingo reinkam und ihn entdeckte. Er schnuffelte ihn an und Poldi war völlig unbeeindruckt. So kam es, dass Ingo immer neugieriger auf Poldi wurde und überall dabei sein wollte. Als eines Tages ein Waldkauz aus dem Gebüsch rief, schrie Poldi zurück und flog direkt auf Ingos Kopf, nach dem Motto: Komm raus, wenn du dich traust! Da war das Eis gebrochen.

Halten Sie Tierfreundschaften zwischen unterschiedlichen Arten generell für möglich?
Mit gegenseitigem Respekt und Rücksichtnahme kann das funktionieren. Es sind halt andere Arten von Freundschaften, weil die Charaktere und Ansprüche völlig unterschiedlich sind. Ingo versucht sich immer in die Eulen reinzuversetzen – auf seine Art. Poldi ist ein 3-jähriger Steinkauz und arrogant genug zu glauben, er kann alles böse anschauen und es verschwindet. Im Zusammenleben von Hunden und Greifvögeln muss der Vierbeiner zurückstecken. Eulen ordnen sich niemals unter. Hier gibt es noch ein Beispiel: Uschi hatte eine Augenverletzung und saß im Wohnzimmer. Schnee-Eulen sind leider nicht die hellsten. Um ehrlich zu sein sind sie von der Intelligenz eher wie Nacktschnecken. Und sie sind aggressiv. Sie sitzt also im Wohnzimmer und grummelt vor sich hin. Ingo nähert sich ihr langsam und sie faucht. Er dreht sofort den Kopf zur Seite und beschwichtigt. Dann läuft er immer im Kreis um sie rum. Läuft und läuft und läuft … . Immer wenn Uschi faucht, dreht er den Kopf auf Seite und meidet den Blickkontakt. Ich saß am Schreibtisch und habe es verwundert beobachtet. Nach einer gefühlten Ewigkeit merkte man, wie Uschi ausatmete.

Sie sind Falknerin – wie arbeiten Hund und Greifvogel bei der Jagd zusammen?
Von jeher jagt der Mensch mit dem Vogel. Hund und Frettchen sind weitere Helfer. Die Falknerei wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Es ist mega spannend, wie Hund und Vogel ein Team bilden, sich auf den anderen verlassen und einstellen. Für die Beizjagd (die Jagd mit dem Greifvogel) werden in der Regel Vorstehhunde eingesetzt, die dem Wild vorstehen, damit der Greifvogel es schlagen kann. Ingo ist kein klassischer Jagdhund. Obwohl er uns beim Wildlife-Fotografieren stets begleitet und verletzte oder tote Tiere anzeigt.

Welche Nahrung bevorzugen Ingo und die Greifvögel?
Sie teilen die Vorliebe für frisches Fleisch: Hühner, Kaninchen, Wachteln, Reh … Lediglich Poldi mag keine Mäuse auf dem Speiseplan (obwohl Steinkäuze Mäuse fressen).

Aktuell arbeiten Sie an der Fortsetzung Ihres Bucherfolges „Wo die Liebe hinfliegt“.
Ja, wobei ich nicht extra Fotos für ein Buch oder einen Kalender mache, sondern viel im Alltag fotografiere und die Kamera immer dabei habe. Wichtig ist mir, die Schönheit und den Charakter des Tieres darzustellen. Hinzu kommen der Spaß, die Faszination, die Farben und die Stimmung. Ich bin unglaublich stolz und glücklich, dass so viele Menschen mein letztes Buch gekauft haben. Vielleicht schaffe ich es, durch die Bücher und Kalender mehr Freiheit mit den Tieren zu gewinnen. Mehr brauche ich nicht zum Glück!

INTERVIEW Stefanie Ohl | FOTOS Tanja Brandt

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