Gerade ältere Hunde neigen oft zur Gewichtszunahme. Wie kann ich Altersspeck bei meinem Hund auf gesunde Art verhindern?
Das Problem bei älteren Hunden ist, dass sie sich weniger bewegen. Dann greift ja immer „Friss die Hälfte“ oder die Bewegung zu erhöhen, um abzunehmen. Wenn Hunde älter werden, ist aufgrund der geringeren Aktivität auch ein niedrigerer Energieverbrauch zu erwarten. Die Hunde brauchen also weniger Futter, aber nicht weniger Eiweiß. Sie brauchen weniger energiedichtes Futter. Man sollte also weiterhin versuchen, den Hund ausgewogen zu ernähren – mit Fleisch, vielleicht mehr Pansen, da dieser weniger Phosphor enthält. Beim Senior sollte man auf diese Weise die Nieren schonen. Dazu gehört auch, dass man weniger oder gar keine Knochen mehr füttert, denn Knochen sind energiereich und posphorhaltig. Daher sollte man Calcium auch nicht mehr über Knochenmehl, sondern lieber über Calciumcitrat, Eierschalenmehl oder Algenkalk zuführen – so verschiebt man die Gewichtung der Nährstoffe und passt die Ernährung an den verlangsamten Stoffwechsel und die geringere Bewegung des älteren Hundes an. Eine andere Variante ist, einfach die Menge der Nahrung zu reduzieren. Hier würde ich die Futtermenge zunächst um ein Viertel verringern und schauen, wie der Hund damit zurecht kommt. Man kann die BARF-Mahlzeiten auch gut mit etwas geraspelter Zucchini ergänzen, was die Funktion der Leber unterstützt, oder mit Gurke, was wiederum die Nieren unterstützt. So kommt man letztendlich vom Volumen her wieder auf die gleiche Futtermenge, jedoch hat man eine wesentlich energieärmere Futterzusammensetzung geschaffen, die dem Energiebedarf eines älteren Hundes besser entspricht, ohne dass der Hund hungern muss.
Muss ich das Immunsystem bei meinem vierbeinigen Senioren auf besondere Weise unterstützen?
Im Alter wird alles ein bisschen träger, auch das Immunsystem. Das ist bei uns Menschen ja genauso: Wenn wir jung sind haut uns eine Grippe nicht um, sind wir älter und geschwächter können wir schwerwiegende Folgen davon tragen und vielleicht sogar daran sterben. Je älter das Tier wird, desto mehr sollte man auf ein funktionierendes Immunsystem achten. Im Grunde macht man, wenn man den Hund ein Leben lang roh füttert mit hochwertigen einfachen Bausteinen, wie frischem Fleisch, Knochen, Knorpel, frischem rohem Gemüse – am besten Bio – alles richtig. Das ist dann schon eine gute Vorbereitung fürs Alter. Dann haben die Tiere auch häufig nicht diesen Mehrbedarf. Aber wenn Altersbeschwerden auftreten, wie ein schlecht durchblutetes Innenohr oder eingeschränktes Sehvermögen, dann kann man zum Beispiel mit der Gabe von B-Vitaminen gegensteuern. Das Hilft dem Organismus und ist gut für die Nerven. Dann gibt es sinnvolle Kräutermischungen, die die Leber entlasten und die Niere unterstützen –Nahrungsergänzungen und Kräuter können durchaus sehr sinnvoll für Hundesenioren sein – auch hochwertiges Öl, wie Hanföl, Lachsöl oder Leinöl, ist sehr gut für ältere Hunde, da es den Stoffwechsel im Kopf unterstützt. Kurkuma kann ich empfehlen, da es das Blut reinigt und entzündungshemmend wirkt. Welche Ergänzungen sinnvoll für den Hundesenior sind, muss man immer individuell entscheiden. Dabei kann natürlich auch ein Ernährungsberater oder Tierheilpraktiker helfen. Prävention ist hier ganz entscheidend: Manche Schäden, die entstehen, wenn man den Hund ein Leben lang mit Trockenfutter füttert, sind nicht reversibel. Es ist zwar sinnvoll, die Ernährung auch im höheren Alter noch auf BARF umzustellen und viele Organsysteme können sich auch gut regenerieren.
Einige Organe, wie beispielsweise die Nieren leiden aber gerade im Alter immens unter schlechtem Futter. Da lohnt es sich allemal auf Rohfutter umzusteigen.
Oft nimmt die Muskelmasse bei älteren Hunden ab. Wie halte ich meinen Vierbeiner lange fit und vital?
Ein häufiges Problem bei älteren Hunden ist, dass ihre Nieren nicht mehr gut arbeiten. Diese Hunde trinken auf einmal mehr, der Besitzer wundert sich und lässt die Nierenwerte beim Tierarzt untersuchen. Daraufhin bekommen diese Hundesenioren oft ein anderes Futter, das die Nieren entlasten soll, da es weniger Eiweiß enthält. Das wäre absolut gegen meine Ansichten: Ich empfehle meinen Patienten in einem solchen Fall, nicht das Eiweiß in der Nahrung zu reduzieren, sondern zum Beispiel, keine Knochen mehr zu füttern – bei meinen eigenen Hunden handhabe ich das übrigens ganz genau so. Knochen belasten im Alter bei bekannter Nierenschwäche die Nieren unnötig. Aber älteren Hunden das Eiweiß zu streichen zu Gunsten von minderwertigen Ergänzungen, wie Kartoffelflocken oder Getreide – das kann ich nicht empfehlen, da Eiweiß unter anderem für die Muskelmasse der Vierbeiner ganz entscheidend ist. Lieber sollte man die Nieren, die Leber und die Entgiftung mit gesunden Nahrungsergänzungen unterstützen und die Nahrung dabei so natürlich wie möglich beibehalten.
Der Stoffwechsel verändert sich im Alter auch bei Hunden. Der Körper schafft es dann nicht mehr alle Schadstoffe rückstandslos abzubauen. Wie kann ich Leber und Nieren bei meinem Vierbeiner entlasten?
Wie erwähnt, empfehle ich, die Niere und die Leber mit sinnvollen Nahrungsergänzungen zu unterstützen. Dazu gehören für die Leber beispielsweise wirksame Kräuter, wie Mariendiestel zur Leberzellregeneration und Artischockenextrakt zur Entgiftung, für die Niere sind Brennnessel und Solidago, auch Goldrute genannt, empfehlenswert, um die Nieren weiterhin aktiv zu halten. Wichtig ist auch, dass Hunde sich im Alter immer bewegen, auch wenn sie weniger Spaß an Bewegung oder Schmerzen in den Gelenken haben, sollte man versuchen, so weit wie möglich zu gehen. Natürlich sollte man dabei auch auf gelenkschonende Aktivitäten achten – Schwimmen ist zum Beispiel eine gute Alternative und beim Spaziergang sind weiche, unebene Waldböden oder auch sandige Spazierwege empfehlenswert. Eine weitere Möglichkeit sind Unterwasserlaufbänder, die auch oft in der Physiotherapie angewendet werden. Durch diese Maßnahmen kann der Hund seine Kraft erhalten. Und natürlich ist es absolut sinnvoll, die Gelenke mit natürlichen Nahrungsergänzungen zu unterstützen: Dazu gehören Hagebutte, MSM (Methyl-Sulfonyl-Methan) und beispielsweise Kurkuma mit Weihrauch.
Darmträgheit und Verstopfungen sind häufige Altersbeschwerden. Wie halte ich den Darm meines Lieblings in Schwung?
Von meinen Hunden kenne ich diese Beschwerden tatsächlich nicht. Sie bekommen jeden Tag etwas Flohsamenschalen und Chiasamen oder auch fein geraspeltes Gemüse, wie Zucchini, Apfel und rohe Süßkartoffel, ins Futter. Das gibt auch etwas Volumen und Ballaststoffe und funktioniert sehr gut – einen trägen Darm haben meine Hunde mit dieser Ernährung noch nie gehabt. Wenn man im Alter außerdem die Knochen in der Ernährung weglässt, wird der Kot sowieso weniger hart. Stattdessen kann man lieber etwas Pansen oder Blättermagen dazugeben.
Brauchen Hundesenioren eine besondere Zahnpflege?
Fast alle alten Hunde haben etwas Zahnstein und auch abgenutzte Zähne. Das liegt einfach daran, dass sich der Speichel im Alter verändert und hinzu kommt, dass bei einer Ernährung mit zu wenig Calcium, der Körper das Calcium aus den Knochen und Zähnen herauszieht. Sinnvoll ist es, die Zähne beim Hundezahnarzt mal richtig reinigen zu lassen, wenn der Hund die Narkose in seinem Alter noch verträgt. Ich würde außerdem empfehlen immer mal Karotten zu füttern, die die Zähne auf natürliche Weise reinigen. Wenn die Zähne noch funktionieren, kann man Hundesenioren ihr Fleisch in größeren Stücken geben. Das trägt ebenfalls zur Zahnhygiene bei und trainiert die Kaumuskeln. Mit einem Fingerling oder einer Hundezahnbürste kann man als Halter auch die Zähne regelmäßig säubern – das kommt aber darauf an, ob der Hund das zulässt oder vielleicht sogar schon gewöhnt ist. Zusätzlich kann man Knotentang, auch Grüne Seealge (Ascophyllum Nodosum) genannt, ins Futter geben, das ist gut gegen Zahnstein und kurbelt den Stoffwechsel an. Allerdings sollte man prüfen lassen, ob die Schilddrüsenwerte in Ordnung sind, da die Seealge viel Jod enthält. Ab einem gewissen Alter – bei großen Hunden ab 8 oder 9 Jahren, bei kleinen Hunden ab 10 oder 11 Jahren – ist es sowieso sinnvoll alle 1,5 Jahre ein Blutbild zu machen und auswerten zu lassen, um zu sehen, in welchem Bereich das Tier Unterstützung braucht.
Zusammen mit unserem Ernährungsexperten Ernst Bamert haben wir dir einen Muster-Ernährungsplan für ältere Hunde zusammengestellt. Diesen findest du hier.
Ernst Bamert
Ernst Bamert absolvierte die Ausbildung zum Tierheilpraktiker an der Akademie für Tiernaturheilkunde (ATM) in Bad Bramstedt In seiner Praxis in Hamburg-Ottensen behandelt er Hunde, Katzen und andere Kleintiere in den Bereichen Homöopathie, biologische Medizin, Ernährungsberatung und Pflanzenheilkunde.
Text von: Pauline Schnell